Eröffnung der Ausstellung „Armut ist anders“ in St. Sixti in Northeim
Northeim. Armut war zu biblischen Zeiten ein großes Thema und ist es bis heute. Insbesondere die Altersarmut und auch die Alterseinsamkeit werden in unserer Gesellschaft mehr und mehr zum Problem, eines, das durch Corona noch verschärft wurde, wie Pastor Dr. Stefan Leonhardt es ausdrückte. Er sagte das zur Eröffnung der Ausstellung „Armut ist anders“ in der St. Sixti-Kirche, mit der das 25-jährige Bestehen des Tagestreffs Oase gefeiert wird.
„Tatsächlich ist der Tagestreff so etwas wie eine Oase für ganz viele Menschen in und um Northeim“, lobte er die Arbeit von Beate Wernicke und Melanie Bogedain, die jene unterstützen, die am Rande der Gesellschaft stehen und andere sensibel für dieses Problem machen. Zu Letzterem soll in den kommenden Wochen auch die Ausstellung beitragen, die aus Interviews mit Menschen entstand, die Hartz IV beziehen und über die Schwierigkeiten und oftmals Stigmatisierung sprechen.
Mit der Wärmestube fing damals alles an, blickte Melanie Bogedain zurück und dabei insbesondere auf die letzten zwei Jahre. In der Pandemie wurde aus Science-Fiction Realität, so sagte sie, eine Realität, in der die Oase zum Glück als systemrelevant eingestuft wurde und auch in Zeiten der Kontaktbeschränkungen für Menschen da sein konnte. „Wer die Oase betritt, muss sich nicht erklären“, stellte sie noch einmal dar, dass niemand Hemmungen haben muss.
Im Landkreis Northeim seien es 6,5 Prozent der Einwohner, die Leistungen beziehen müssen und dadurch oft abgehängt seien. „Sie brauchen eine Stimme, die ihnen Gehör verschafft“, so die Sozialarbeiterin.
Nach einigen Grußworten war diese Birgit Wellhausen vom Diakonischen Werk Niedersachsen. Sie erläuterte einige Fakten zur Armut in Deutschland, die eine relative Armut ist, also sich auf das Umfeld der Menschen bezieht. Sie bedeute vor allem Verzicht auf vieles, so dass Kinder, die in Armut aufgewachsen sind, oft den Urlaub, den ihre Familie nicht machen konnte als schmerzhaft empfanden oder eben den Zoobesuch oder das Eis in der Fußgängerzone, das für andere selbstverständlich war.
Mehr als 10 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland müssten aufstocken, fuhr sie fort, eine Zahl, die seit Jahren kontinuierlich wächst. „Es ist ein Systemproblem“, machte Wellhausen deutlich, da die Einkommen der oberen Einkommensgruppen wachsen, die der unteren und mittleren allerdings nicht. Zum Problem werden dann die nicht vorhandenen Rücklagen, in Krisensituationen fehlt eben die finanzielle Sicherheit. Auch sie betonte, dass die Corona-Zeit all das noch verschärft habe und stellte die Frage, wenn in solchen Zeiten plötzlich Geld für bestimmte Dinge da ist, warum dann nicht, um in unserer Gesellschaft für sozialen Frieden zu sorgen.
Foto: Christian Dolle