sehr gut-gut-befriedigend-ausreichend-ungenügend-mangelhaft
(( Alternativüberschrift: 1-2-3-4-5-6))
Prüfungen, Noten, Zeugnisse in Zahlen und Worten, an allen Schulen gibt es das in diesen Tagen. Und wenn es, wie beim Schulabschluss, um viel geht, dann fährt die Achterbahn der Gefühle entsprechend: Lautes Jubeln konnte man bei der Bekanntgabe unserer Abi-Noten hören, auf anderen Gesichtern stand ein stilles Siegerlächeln. Doch auch verkniffene Mundwinkel gab es, wenn nicht alles geklappt hatte, wie gewünscht. Tränen flossen vor Freude, aber auch aus Enttäuschung und Wut.
Was sagen Zensuren eigentlich über die Person, die sie bekommt? Gerade bei schlechten Noten sind wir geneigt, abzuwiegeln: „Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun …“ Und doch spüren wir gerade bei einer Wegmarke wie dem Abitur, dass an den Noten entlang sich jetzt die Lebenswege bahnen, in die eine oder in die andere Richtung. Und welche die beste, die richtige für mich ist? Das ahne ich vielleicht im Blick zurück, beim Jahrgangstreffen nach 20 oder nach 50 Jahren.
Zensuren und Zeugnisse lassen sich nicht kleinreden. Und gerade, wer gut abgeschnitten hat, soll sich auch freuen dürfen, dass die eigene Leistung schwarz auf weiß bestätigt wird. Trotzdem bleiben Zensuren Ziffern. Trotzdem bleibt der Unterschied wichtig zwischen dem, was da steht, und dem, was ich bin, zwischen gemessener Leistung und gelebter Persönlichkeit, zwischen menschlicher Momentaufnahme und göttlicher Gründlichkeit: „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.“ (Die Bibel, 2. Samuel 16,7)
Torsten-Wilhelm Wiegmann, Schulpastor in Dassel