Überschrift: Spuren lesen
Ein Strandspaziergang lädt ein, Spuren im Sand zu lesen. Wir finden große und kleine Abdrücke von Menschenfüßen, tapsigen Hundepfoten, Trippelschritten der Seevögel oder die Sandhäufchen der Wattwürmer.
Von den Spuren können wir auf die schließen, die sie hinterlassen haben.
Wer würde daran zweifeln, dass sie tatsächlich existieren, wenn so einprägsame Abdrücke sichtbar sind? Spuren im Sand sind zwar kein Beweis, dass jemand da war, aber ein überaus deutlicher Hinweis.
Mit Gott verhält es sich für mich ähnlich. Wir können aus den Spuren in unserer Welt auf ihn schließen. Wir können unsere Aufmerksamkeit schulen für die Zeichen und Andeutungen seiner Gegenwart. Die Worte der heiligen Schrift lesen sich wie Hinweise: „Zahlreicher als der Sand sind deine guten Gedanken über mich, Gott“ (Psalm 139, 17f in der Übersetzung einer Kinderbibel). Im Nachdenken über die eigene Lebensgeschichte finde ich glückliche Begegnungen, unverdiente Geschenke, überstandene Gefahren, erfahrenen Trost und wieder erstandene Hoffnung - für mich Spuren der Gegenwart Gottes.
Gott hinterlässt Spuren, auch durch Menschen. Wir lassen uns nicht allein in der Not. Wir richten uns auf gegen den Geist der Gleichgültigkeit und des Unfriedens. Abiturientinnen entscheiden sich für ein freiwilliges soziales Jahr, Senioren werden zu Lesepaten, „Ärzte ohne Grenzen“ retten Geflüchtete aus dem Mittelmeer. Nutzen wir die Sommerzeit zum Spurenlesen und als Inspiration, selbst Spuren der Liebe Gottes in die Welt hinein zu zeichnen.
Mingo Albrecht, Schulpastorin BBS1 Northeim