Quantensprung
Kennen Sie die Werner-Heisenberg-Straße?
Nicht? – Dann sollten Sie den heutigen 29. Juli unbedingt dazu nutzen, um einen Spaziergang in diese Einbecker Straße unterhalb des Altendorfer Berges zu unternehmen.
Und was tun Sie dann in der Werner-Heisenberg-Straße? – Am besten, Sie klingeln irgendwo und fragen einen der Bewohner, ob er Ihnen das mit der Quantenmechanik erklären kann. Schließlich war es Werner Heisenberg, der am 29. Juli 1925, heute vor 92 Jahren, seine Theorie der Quantenmechanik veröffentlicht hat.
Eins ist klar, bei mir bräuchten Sie nicht zu klingeln: Ich habe die Quantenmechanik nie so richtig verstanden. „Verstehen kann man da auch nicht viel“, hat unser Physiklehrer immer gesagt. „Mit der Quantenmechanik muss man einfach akzeptieren, dass bei den kleinsten Teilchen unserer Welt die klassischen physikalischen Gesetze nicht mehr gelten.“ Um ein Atom zu beschreiben, helfen die normalen physikalischen Regeln wie Schwerkraft, Beschleunigung oder auch das Prinzip von Ursache und Wirkung nicht mehr weiter. Ein völlig neues System musste Heisenberg mit anderen Wissenschaftlern entwickeln, um ein Atom zu verstehen.
Vielleicht ist das, was im Allerkleinsten längst bewiesen ist, auch im Allergrößten so. Manche von uns nehmen an, dass es einen Gott gibt. Wir versuchen ihn zu beschreiben mit ganz normalen menschlichen Worten, wir nennen ihn Liebe oder Barmherzigkeit – und können ihn doch nicht fassen. So oft bleibt Gott für uns rätselhaft. So viele Fragen bleiben: Warum gibt es Leiden auf dieser Welt? Was habe ich getan, dass Gott mich mit dieser Krankheit straft?
Vielleicht muss ich auch im Glauben dieses Prinzip von Ursache und Wirkung überwinden. Nur weil ich alle Gebote halte, habe ich längst noch keine Garantie, dass ich auch gesund bleibe. Ich kann Gott nicht verstehen, ich kann ihm einfach nur vertrauen, dass er am Ende alles gut macht.
Ach, vielleicht klingeln Sie doch mal bei mir? Ich kann Ihnen bestimmt keine Nachhilfe in Physik geben, aber ich kann Ihnen verraten, wo Menschen in unserer Kirchengemeinde gemeinsam diesen Weg des Vertrauens gehen.
Gehen Sie mit, das wäre wirklich ein Quantensprung.
Bleiben Sie neugierig!
Ihr Daniel Konnerth,
Pastor in der Ev.-luth. Kirchengemeinde Einbeck