Titel: Luthers Thesen
"Bisher hatte hier niemand was gegen Martin Luther. Bisher...!" Tönt es aus meinem Radio. Ich werde neugierig und drehe lauter. Der Sender hat sich auf eine Wette eingelassen. Jemand hat gewettet, dass das Morgenteam der Moderatoren es nicht schaffen wird 89 Thesen von Martin Luther auswendig zu lernen.
Eine schwere Wette. Von Luthers Thesen haben spätestens jetzt im Reformationsjubeljahr alle einmal gehört. Dem Thesenanschlag war ausschlaggebend für das Datum des Reformationstages, den 31. Oktober. Der kommende Dienstag ist daher sogar ein Feiertag.
Eigentlich waren es 95 Thesen. Und sie waren in lateinischer Sprache auf Flugblättern geschrieben. Nicht sicher ist, dass sie am Portal der Wittenberger Schlosskirche angeschlagen wurden. Verbreitet haben sie sich wie ein Lauffeuer, der Funke der Reformation wurde durch sie entzündet.
Aber wer kennt sie wirklich?
Im Radio spielen sie jetzt "These oder Käse?". Kaum jemand kommt drauf.
Die Sprache ist veraltet, klar, 500 Jahre alt, um genau zu sein.
Ich habe die Thesen im Studium gelesen. Aber wortwörtlich auswendig gelernt habe ich sie nicht. Die Botschaft der Thesen, das, was Martin Luther dazu brachte die Thesen zu schreiben, das, was die Thesen ausgelöst haben, diese Dinge weiß ich und die wissen sie. Daran erinnern wir uns am kommenden Dienstag.
Überall werden evangelische Gottesdienste gefeiert, die Martin Luther, seine Mitstreiter und die Geschehnisse der Reformation möglich gemacht haben. Ich vertraue darauf, dass in ihnen Menschen sind, denen die Botschaft Gottes und das Wohl der Menschen am Herzen liegen, Martin Luther ähnlich. Ich hoffe, dass sich die Funken von Luthers Thesen weiter tragen, dass sie hier und da mal ein Feuer auflodern lassen, und wenn es nötig sein sollte wieder ein Lauffeuer entfachen.
Pastorin Anne Schrader