„Alles passiert“ - Liebe Leserinnen und Leser,
ich bin gerade unterwegs zu einer Trauerfeier. Novembergrau umgibt mich. Wieder einmal ein Abschied. Gedanken kreisen in meinem Kopf. Ich höre häufig Radio beim Autofahren, aber in diesem Moment habe ich eigentlich keine Lust auf Musik, schon gar nicht auf Berieselung. Ich will ausschalten, dann aber wird das Lied „Alles passiert“ von den „Toten Hosen“ gespielt. Ja, ich höre die Toten Hosen immer wieder, gerne auch laut(er). Ich höre den Song und er berührt mich und Liedfetzen bleiben bei mir hängen „...Ein letztes Lied, ein letzter Tanz…Alles passiert, wie es passieren muss. Der letzte Sand fällt durch die Uhr…Nichts wichtiges was übrig bleibt. Und jetzt trägst du dieses schwarze Kleid…Kein Happyend, kein Hollywood. Alles passiert, wie es passieren muss…“ Wahrscheinlich wäre es doch für mich besser gewesen an diesem Tag das Radio auszulassen. So klingt dieses Lied in mir weiter, gerade dies „Kein Happyend, kein Hollywood“ und „Alles passiert, wie es passieren muss.“ Ich weiß, dass Leben manchmal kein Happyend, schon gar nicht a la Hollywood kennt. Auch beschleicht mich als Ausdruck von Resignation und Hilflosig-keit immer wieder das Gefühl „alles passiert irgendwie, wie es eben passiert.“ Ich kann mich nicht auflehnen gegen Scheitern, Leid, Krankheit, schon gar nicht gegen Tod und Abschied. Tage später. Ich bin wieder auf dem Friedhof unterwegs, diesmal mit unseren Konfirmanden, Teamern sowie meinen Kollegen. Wir treffen uns zur Einheit „Ein Blick in den Himmel, Tod und ewiges Leben.“ Die jungen Menschen sollen den Friedhof entdecken als Ort der Trauer und des Abschieds, gleichzeitig aber auch als einen Ort der Hoffnung. Wir schauen auf Gräber und gleichzeitig schauen wir in Gottes Himmel und hoffen irgendwie auf ein „Happyend“. Bevor wir den Ausgang des Friedhofes verlassen, hören wir ein biblisches Wort aus dem Johannesevangelium (16,22). Ich mag nicht nur Lieder von den Toten Hosen, dieses Wort aus der Bibel gehört zu meinen persönlichen Top 10: „Ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wieder sehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen.“ Nein, die großen Widersprüche unseres Lebens werden nicht einfach aufgehoben. Es gibt so vieles was uns klein und hilflos werden lässt, aber da gibt es auch dieses Wort der Hoffnung, das aufkeimt mitten im Novembergrau. Das Wort der Hoffnung, was nicht Tod zu kriegen ist. Leben „passiert nicht nur“, sondern wird gehalten, getröstet und getragen. Diese Hoffnung trägt mich, auch auf den Weg zu unseren Friedhöfen und wieder zurück, zurück in das Leben.Roland R. Ressmann/Pastor in der Region Dassel