Gott ist erschienen
Ich liege im Bett und werde langsam wach. Noch mit geschlossenen Augen merke mich, dass ich angestarrt werde. Langsam öffne ich sie und erblicke meinen Hund Toni. Als er merkt, dass ich aufwache fängt er an mit der Rute zu wedeln. Von Freude kann bei mir keine Spur sein. Es ist mitten in der Nacht. Tonis gnadenloser Begeisterung über mein Erwachen ist die Uhrzeit gleich. Er will raus. Jetzt.
Ich stehe auf und ziehe mir etwas über. Dann schlüpfe ich in die Stiefel und öffne die Tür. Da sehe ich es: Schnee. Die Zufahrt zum Haus, die Stadtmauer, der Wall; alles ist weiß. Ich höre meine Schritte knirschend im Schnee. Toni flippt aus vor Freude und tollt herum.
Eine glitzernde Schicht hat sich über Einbeck gelegt, wie eine Decke, unter der die Stadt sanft ruht und mit ihr Schmerz und Leid, Trauer und Sorge. Nur Freude und Glück und Staunen umgibt mich. Alles ist friedlich für einen wertvollen Moment.
In der Offenbarung berichtet Johannes von einer Begegnung mit dem auferstandenen Christus: „Und als ich mich umwandte, sah ich […] mitten unter den Leuchtern einen, der war einem Menschensohn gleich, der war angetan mit einem langen Gewand und gegürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie Schnee […].“
Vielleicht kommt da unser Bild von Gott als einem barfüßigen alten Mann mit weißen Haaren her, der ein antikes Gewand trägt. Ein anderes Bild hatten wir Weihnachten vor Augen, das Kind in der Krippe. Noch ein weiteres Bild erwartet uns an Ostern.
Mir geht es nicht wie Johannes, oder den Hirten, ich habe den Herrn nicht gesehen. Aber ich bin mir sicher, dass er in dieser Nacht da ist. Hier, in Einbeck, und er verheißt Frieden und Freude und Licht.
Ihre Anne Schrader, Pastorin der Ev.-luth. Kirchengemeinde Einbeck