Wir leben von der Barmherzigkeit
„Das Handy ist kaputt!“ Etwas ärgerlich wendet sich der Kunde an den Servicemitarbeiter. „Ich habe alles genau so gemacht, wie es in der Anleitung steht. Doch wenn ich es einschalte, dann geht es nicht.“ Der Servicemitarbeiter lächelt: „Wo haben sie denn ihre Sim-Karte.“ Es dauerte noch eine Weile, dann wusste der Kunde, was eine Sim-Karte ist und wo er sie in den Unterlagen finden konnte. Der Servicetechniker setzte sie ein. Alles funktionierte wunderbar.
So etwas passierte ihm ständig. Die Kunden lesen die Unterlagen nicht richtig. Doch er hatte Verständnis dafür. Als er vor ein paar Wochen die Formulare für die Behörde ausfüllen musste, da hatte er auch Probleme. Doch der Sachbearbeiter hat ihm freundlich geholfen. So sind wir Menschen halt. Nobody is perfect.
Im Alten Testament ist ein Gebet von einem jungen Mann namens Daniel überliefert. Er betet: „Wir vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.“ (Dan 9,18) Daniel kennt seine Begrenztheit. Gegenüber Gott beruft er sich nicht auf Schuld- und Fehlerlosigkeit. Daniel vertraut auf Gottes Güte. Gott wird barmherzig mit seinen Worten und Taten umgehen. Darauf setzt Daniel seine Zuversicht und mit ihm alle Gläubigen. Gerechtigkeit aus Gnaden nennen die Theologen das.
Was Daniel in Bezug auf Gott formuliert, gilt auch in unserem zwischenmenschlichen Bereich. Wir alle leben davon, dass wir barmherzig und gnädig miteinander umgehen. Wir sollten großzügig mit den Fehlern der anderen umgehen. Sonst würden wir uns nur noch ärgern. Ebenso brauchen wir Mitmenschen die gnädig unsere Schwächen und Fehler ertragen. Die Sim-Karte vergessen. Das Formular falsch ausgefüllt. Die Vorfahrt übersehen. Der Termin verschwitzt. Im Ton vergriffen. Es kann doch jedem passieren. Miteinander funktioniert nur dort, wo wir barmherzig sind und Barmherzigkeit erfahren.
Pastor Lothar Leinbaum