Ein Tatort, der Spuren hinterlässt
Kommissarin Inga Lürsen ist aufgewühlt. Die letzten Fälle gehen ihr sehr nahe. Der Mord an einem Gutachter des medizinischen Dienstes führte sie in Häuser, in denen Alte von ihren eigenen Kindern gepflegt werden. Sie sah dabei viel Liebe und Hingabe, aber auch Verzweiflung und Schuldgefühle, wenn die Pflege die Kräfte der Angehörigen überstieg.
Der Tatort vom letzten Sonntag wirft Fragen auf: Wie gelingt ein würdiges Altern in einer immer älter werdenden Gesellschaft? Diese Frage wird der Politik noch einiges abfordern. Darunter verborgen dann die Frage, die uns alle schon jetzt angeht: Was ist ein menschenwürdiges Sterben?
Das Christentum hat in seiner langen Geschichte keine „Sterbekunst“ hervorgebracht. Es gibt kein Ideal eines christlichen Sterbens. Wohl aber das Wissen, dass alle ihren eigenen Tod sterben und wir in unserer Freiheit diesen auch selbst gestalten müssen. Das ist unsere Größe aber auch unser Elend.
In unseren Kirchen wird aber ein Schatz an Erfahrungen im Umgang mit Sterben und Tod weitererzählt. Jetzt in der Passionszeit, in der wir uns an das Leiden und an das Sterben Jesu erinnern, sehen wir, wie zerbrechlich das Leben ist. Gleichzeitig aber sehen wir, wie dieses eine Leben umfangen ist von Gottes Gegenwart. Die Menschen spürten, hier war etwas anders. Hier war Gott. Und so spricht der römische Hauptmann unter dem Kreuz: „Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen“ (Mk 15,38). Selbst im Leid ist Gott uns nahe. Das ist die tiefste Weisheit des Christentums.
Jan Höffker, Vikar in der Apostelgemeinde in Northeim