Der Mann mit den Bäumen
von Jan von Lingen, Superintendent in Northeim
Sommerzeit. Ich gehe einen gewundenen Weg an einem Flusslauf. Ich höre den Wind, der durch die Bäume streicht, und freue mich über die Sonne, die das Blätterdach in ein helles Grün taucht.
Wenn ich durch einen Wald gehe, denke ich manchmal an den „Mann mit den Bäumen“. In einer Geschichte wird von ihm erzählt. Er lebte in Frankreich, in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Als sein Sohn und seine Frau sterben, verlässt er seinen Hof in einer fruchtbaren Ebene und will vergessen. Er zieht in eine einsame Gegend, fast eine Wüstenlandschaft, die Cevennen.
Verlassene Dörfer, ödes Land, kaum Wasser: Genau hier findet er eine neue Lebensaufgabe. Er pflanzt Bäume. Mühsam sammelt er Eicheln, sucht die besten aus. Legt sie ins Wasser, damit sie sich vollsaugen. Er wandert umher und bohrt mit Hilfe einer Eisenstange kleine Löcher in die Erde. Tag für Tag setzt er 100 Eicheln in den Boden. Und verändert die Landschaft. Als er in hohem Alter stirbt, summt und raschelt es in der in der Luft, Brunnen spenden Wasser, Menschen kehren in die Dörfer zurück. Drei riesige Wälder waren entstanden. Was für ein Lebenswerk!
Oft wurde die berührende Geschichte für wahr gehalten. Der Autor der Kurzgeschichte „Der Mann mit den Bäumen“, Jean Giono, klärte später auf: Die Geschichte solle „die Liebe zu Bäumen fördern“. Er hat verstanden, dass der Mensch nur mit der Natur und nicht ohne oder gar gegen sie leben kann. Ganz im Sinne des biblischen Schöpfungsauftrags: Du sollst die Erde bebauen und bewahren.