Urlaub der Menschlichkeit
Mit meiner Familie mache ich auf der Rückfahrt aus unserem Urlaub auf einem Campingplatz in Süddeutschland Station. Etwas abgelegen von den Hauptverkehrsrouten liegt der Platz idyllisch zwischen zwei bewaldeten Hügeln, ein kalter Gebirgsbach schlängelt sich über die Wiese, sogar ein beheiztes Freibad gibt es auf dem Gelände. Außer uns sind nur noch ein paar Niederländer und Schweden da und einige Dauercamper. Vor einem Wohnwagen unterhalten sich Frauen mit Kopftuch. Alles ist friedlich und einfach schön. Mich wundert, dass der Platz so leer ist. Beim Brötchenholen frage ich den Betreiber der Gaststätte: „Warum ist denn hier so wenig los?“ – „Ja, das fragen sich viele“, sagt der, „aber es ist doch kein Wunder gestern sind vierzig von denen angekommen“ und weist mit einem Nicken in Richtung der Frauen mit Kopftuch. „Wenn man aus der Großstadt kommt, dann will man die doch wenigstens im Urlaub nicht sehen, ist doch ein deutscher Campingplatz!“ „Aber alle dürfen hier Urlaub machen“ stelle ich fest. „Ja ja, ich hab´ ja auch nichts gegen die.“ In diesem Moment öffnet sich die Tür und einer von „denen“ betritt die Gaststätte. „Was kann ich für Sie tun?“, fragt mein Gesprächspartner überfreundlich. Der Mann bestellt einen Kaffee und nimmt seine Brötchen, die er am Vorabend bestellt und bezahlt hat.
Die Bibel sagt: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (3. Mose 19,18). Urlaub von der Menschlichkeit, gibt es nicht. Ich verlasse mit dem Mann zusammen die Gaststätte und wünsche ihm einen schönen Urlaub mit seiner Familie.
Pastor David Geiß (ev.-luth. Apostelkirchengemeinde)