Die Suche
Jetzt ist es passiert! Davor hatte ich Angst, seitdem ich als Pastorin arbeite. So ein Mist!
Ich suche weiter. Blätter in meinem Notizbuch, durchforste den Kalender und alle Handtaschen nach diesem einen Zettel. Der Zettel, auf dem alle Informationen stehen, alles, was ich mir aus dem Gespräch notiert hatte, alles, was wir abgesprochen hatten bezüglich der Lieder und des Trauspruches, die Namen der Trauzeugen und die Form des Eheversprechens.
Alles weg. Nicht wieder aufzufinden!
Ich empfinde es als wertvoll, dass mir Menschen ihre Geschichten anvertrauen. Mit ihnen zusammen plane ich einen der wichtigsten Momente ihres Lebens, die Hochzeit. Deswegen bereite ich so ein Traugespräch gewissenhaft vor. Habe ein Raster mit Fragen, die ich abarbeite, schreibe alles auf. So auch im letzten Traugespräch. Danach hatte ich Urlaub, bin umgezogen. Jetzt möchte ich die Hochzeit vorbereiten und finde diesen wichtigen Zettel nicht wieder.
Panisch fahre ich ins Büro und schaue dort in alle Schubfächer und Mappen. Nichts.
Fahre wieder nach Hause. Wühle in noch nicht ausgepackten Kisten. Wieder in meinem Notizbuch. Im Kalender. Nichts.
Mein Freund kommt in die Küche, schaut mich sorgenvoll an. „Immer noch nichts?“ – „Nichts!“.
Er ermuntert mich, noch einmal in meinem Kalender zu schauen. Vielleicht an dem Tag, an dem die Hochzeit sein wird. Schnippisch bemerke ich, dass ich natürlich dort nachgesehen habe. Schlage den Kalender noch einmal auf, um dies zu zeigen und – da ist er. Der Notizzettel.
Gott sei Dank!
Während der Suche ist mir eine Karte in die Hände gefallen. Darauf ein Bibelvers: „Ihr werdet den HERRN suchen, und du wirst ihn finden, so du ihn von ganzem Herzen und von ganzer Seele suchen wirst.“
Habe ich Gott schon einmal so gesucht? So sehr gesucht wie meinen Notizzettel?
Das nehme ich mir vor. Ohne Angst und ohne Zeitdruck. Vielleicht alleine, vielleicht wieder mit Hilfe von anderen.
Ihre
Anne Schrader,
Pastorin und Jugendkirchenpastorin