Ernte - Dank? (oder: Erntedankfest)
Am Sonntag ist Erntedankfest. Aber der Dank für die Ernte geht uns in diesem Jahr nicht so leicht von den Lippen. Vor allem den Landwirten nicht. Zu groß sind die Einbußen bei der Ernte, verursacht durch die monatelange Trockenheit. Bei dem einen oder anderen könnte es existenzbedrohend werden.
Während wir normale Arbeitnehmer gewohnt sind, dass unser Lohn Jahr für Jahr um ein oder zwei Prozent steigt, ist das Einkommen der Landwirte großen Schwankungen unterworfen. Zwanzig Prozent weniger Lohn, stellen Sie sich mal vor, Sie müssten das dieses Jahr hinnehmen, nur weil es zu wenig geregnet hat.
Natürlich gibt es auch andere Jahre. Und wer gut wirtschaftet, wird die Einbußen verkraften. Aber das Beispiel macht deutlich, wie abhängig wir bleiben. Die Traktoren und die Maschinen sind größer und leistungsfähiger geworden. Die Erträge pro Hektar sind gestiegen. Aber wenn es nicht regnet oder die Sonne nicht scheint, nützt das alles nichts.
„Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ Das hat Gott Noah nach der Sintflut versprochen. Und mit ihm der ganzen Menschheit. Und so ist es, auch wenn Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter manchmal sehr unterschiedlich ausfallen. Gottes Segen liegt auf ihnen. Und Gott sei Dank müssen wir auch nach einem Dürresommer wie diesem nicht hungern oder frieren. Ernte-Dank? Ja. Und zwar umso mehr, weil in diesem Jahr wieder deutlich geworden ist, dass wir es durchaus nicht allein in unserer Hand haben, wovon wir leben.
Harald Möhle, Pastor der Michaelis-Kirchengemeinde im Rhumetal (Berka, Elvershausen, Hammenstedt und Marke)