Vogelbeck

Foto: Jan von Lingen

Foto: Yvonne Guschke-Weinert

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Orgel

Foto: Jan von Lingen

Kindergottesdienst

Kindergottesdienst

Pastor-kreuzt

Foto: Jan von Lingen

Wort zum Sonntag, HNA am 20.10.2018

20. Oktober 2018

Aus Fehlern lernen  oder   Mutiger bekennen

 

Gestern vor 73 Jahren am 19. Oktober 1945 wurde die Stuttgarter Schulderklärung veröffentlicht. Darin bekennen die deutschen evangelischen Landeskirchen ihr Versagen in der Zeit des Nationalsozialismus. Dieses Bekenntnis war im Vorfeld umstritten. Die einen machten sich Sorgen, dass ein Schuldeingeständnis die Besatzungsmächte zu Vergeltungsmaßnahmen anreizen würden. Andere fanden die Formulierungen zu milde. Es heißt darin:  „..mit großem Schmerz sagen wir: Durch uns ist unendliches Leid über viele Völker und Länder gebracht worden. Was wir unseren Gemeinden oft bezeugt haben, das sprechen wir jetzt im Namen der ganzen Kirche aus: Wohl haben wir lange Jahre hindurch im Namen Jesu Christi gegen den Geist gekämpft, der im nationalsozialistischen Gewaltregiment seinen furchtbaren Ausdruck gefunden hat; aber wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben. Nun soll in unseren Kirchen ein neuer Anfang gemacht werden.“

Für mich sind diese Sätze heute sehr aktuell: Was sich in Deutschland und Europa vollzieht an politischer Entwicklung braucht jetzt unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Der Rechtsruck macht mir große Sorgen. Die Kirchen dürfen nicht schweigen. Was sich an offenem Hass gegenüber Menschen anderer Kulturen, Nationen und Religion zeigt, braucht energischen Protest und entschiedenen Widerstand. Und wir brauchen einen ehrlichen Umgang mit Schuld. Wenn es sein muss, auch mit der eigenen Schuld. Wo haben wir etwas zugelassen und nicht widerstanden? Schuld bekennen schafft die Basis für einen Neuanfang.

Die deutschen Landeskirchen haben in ihrem Schuldbekenntnis von 1945 eine neue Basis für Vertrauen und Versöhnung geschaffen. Diesen Umgang mit Schuld wünsche ich mir heute. Und die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen. „...wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt“ haben. Das soll sich nicht wiederholen. Darum bekennen wir uns zu Toleranz, Respekt vor dem Anderen, Vielfalt statt Einfalt, Null-Toleranz gegen alles, was Menschen verachtet.

Bernd Ranke, Pastor in Hardegsen

Bernd Ranke
Pastor Bernd Ranke