Das Komma muss weg!
„Das Lied will ich nicht singen, das, wo die Glocken nicht klingen, das mag ich nicht!“ Ich gucke unsere Tochter, damals noch ganz klein, verständnislos an. „In welchem Weihnachtslied geht es denn um Glocken, die nicht klingen?“ „Na, das: „Süßer, die Glocken nie klingen“ – das ist traurig!“
Da kriegt ja wohl jeder Deutschlehrer eine Gänsehaut: da hat sich doch ein Komma eingeschlichen, wo nun wirklich keins hingehört. Ein Komma, das trennt, was zusammengehört. Und schon klingen die Glocken nicht mehr und zurück bleibt nur traurige Stille!
Jetzt aber mal keine Grammatik, schließlich haben die Ferien gerade begonnen, aber bedenkenswert ist das mit dem Komma schon. Denn wie oft steht da ein Komma zwischen uns Menschen, ein Komma, das trennt, was zusammengehört.
Und Krieg herrscht schließlich nicht nur in vielen Regionen der Welt, auch unter dem eigenen Weihnachtsbaum wird oft scharf geschossen. Und häufig schweigen nicht nur die Glocken.
Süßer, die Glocken nie klingen – das ist wirklich traurig!
Und da sollten nicht nur die Deutschlehrer, sondern wir alle eine Gänsehaut kriegen: was sich alles irgendwo einschleicht, was da nicht hingehört – nicht an Weihnachten und sonst natürlich auch nicht!
Als ich meiner Tochter sage, dass sie sich da verhört habe, ist sie erstaunt: „Ach, das Komma muss weg?“ „Ja“, antworte ich nachdenklich, „das Komma muss weg!“
Ein besinnliches und frohes Weihnachtsfest wünscht Ihnen
Stefanie Deichmann (Seelsorgerin am Bürgerspital)