Meine Bestimmung
Schon mit acht Jahren wollte er Arzt werden. Sein Vater war nämlich Pastor im Kongo und nahm ihn zu Krankenbesuchen mit. Denis wunderte sich: „Papa, du betest mit den Kranken, aber warum gibst du ihnen keine Medikamente?“ – „Beten ist das, was ich kann“, sagte der Vater, „für die Medizin ist der Arzt zuständig.“ Damit stand Denis Berufswunsch fest.
Als junger Arzt erschütterte ihn die Brutalität, mit der Frauen vergewaltigt werden. Der Kongo ist einerseits ein reiches Land. Das Coltan, das dort abgebaut wird, ist begehrt und steckt auch in Ihrem Handy. Aber wegen Kriegen und Korruption kommt nichts bei der bitterarmen Bevölkerung an. Mord und Totschlag sind an der Tagesordnung, und eins der perfidesten Mittel ist es Frauen zu vergewaltigen und zu verstümmeln. Die Frauen werden dann von ihren Männern verstoßen, dadurch zerstört man also zugleich die Familien.
Denis beschloss Gynäkologe zu werden. Er wollte den Frauen helfen. Zog mit seiner Frau und den Kindern nach Frankreich zur Facharztausbildung. Dort wollte man ihn behalten. Die Versuchung war groß: Gute Schulen für die Kinder, höheres Gehalt als im Kongo und vor allem: Eine sichere Bleibe. Aber Denis Mukwege sagte: Ich muss den Frauen im Kongo helfen. Das ist mein Auftrag von Gott. Was nützt mir ein reiches und sicheres Leben, wenn ich meine Bestimmung verfehle?
Inzwischen hat er über 50 000 Frauen operiert und macht weltweit auf ihr Leid aufmerksam. Im Oktober 2018 erhielt er den Friedensnobelpreis.
Luitgardis Parasie