Erlösung
„Du brauchst keine Angst zu haben.“ Wenn mir in den letzten Jahren doch noch einmal dieser dumme Satz herausrutschte, dann antwortete unsere Tochter meist: „Weiß ich. Habe ich aber trotzdem.“ Klar! Kein Mensch kann steuern, wann und wie die Angst kommt. Sie kommt einfach über uns. Die Frage ist, wie wir mit ihr umgehen. Und dann ist da noch ihre große Schwester, die Furcht. Die sitzt noch tiefer und ist nur schwer zu bekämpfen.
In letzter Zeit fürchte ich mich sehr. Neulich zum Beispiel habe ich Krokusse ausgegraben. Die standen in voller Blüte. Mitte Februar viel zu früh. Ich fürchte mich vor den Folgen des Klimawandels, und ich fürchte mich davor, dass wir Menschen unser Verhalten nicht ändern. Trotzdem freue ich mich an den Blüten der Krokusse. Beides geht nebeneinander. Wenn die USA und die Russische Föderation das INF Abkommen nicht weiterführen, dann fürchte ich mich vor der Aggression zwischen Staaten und ihren Menschen. Trotzdem kommt in mir Hoffnung auf. Vielleicht kommen ja so auch die neuen Nuklearmächte mit in eine Aufrüstungsbegrenzung.
„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein“ (Jesaja 43,1), so schreibt da einer im Buch Jesaja. Ein neuer Blickwinkel auf die Furcht. Sie ist da. Aber daneben steht, dass wir Menschen trotzdem erlöst sind. Abgelöst von unseren Zwängen, gelöst und frei. Aber meine Angst hindert mich manchmal daran, der Furcht zu trotzen. Sie hindert mich daran, zu nutzen, dass ich frei bin, zu handeln, wie ich meine, dass es gut ist. Gott kennt jeden und jede von uns mit Namen und ruft uns zu sich. Erlösung ist für mich, dass ich trotz der Furcht auf der sicheren Seite Gottes bin. Das hilft gegen die Angst. Und es hilft, die Furcht zu ertragen.
Ich wünsche Ihnen viele gute Gedanken und den Trotz zum Mut gegen die Furcht.
Annegret Kröger
Pastorin im Leinetal