„Es ist vollbracht!“
Stolz steht der Bauherr vor seinem neuen Gartenhaus: „Endlich ist es fertig! Es ist vollbracht!“ Es sind die Momente, die wir gerne erleben. Eine Arbeit, die uns lange beschäftigt hat, ist endlich fertig. Mit dem Ergebnis sind wir zufrieden. So etwas tut gut.
„Es ist vollbracht!“ Dieser Satz taucht in der Bibel an einer Stelle auf, wo man ihn überhaupt nicht erwarten würde. Im Johannesevangelium lesen wir, dass dies die letzten Worte Jesu waren. Er hängt am Kreuz. Die Schmerzen und der Durst sind unerträglich. Dann sagt er: „Es ist vollbracht“ – und stirbt. Was meint er damit? Sterben am Kreuz ist eine Niederlage und kein Erfolg. Seine Predigten haben die Leute scheinbar nicht überzeugt. Selbst seine Jünger haben sich nun zurückgezogen. Seine Gegner haben ihn ans Kreuz nageln lassen. Er stirbt und die Geschichte des Wanderpredigers Jesus von Nazareth geht sang- und klanglos zu ende. Was bitte schön ist daran gelungen?
Trotzdem feiern wir auch dieses Jahr „Karfreitag“. Zweitausend Jahre später erinnern wir immer noch an diesen Moment. Wir hören in unseren Kirchen die Geschichte von dem gekreuzigten Jesu und stimmen im zu: „Ja, er hat Großes vollbracht!“
Karfreitag zeigt uns, dass manchmal die Ohnmacht die eigentliche Macht ist. Vermeintliche Niederlagen können am Ende zum Sieg werden. Auch unsere schweren Stunden können der Durchgang zum Wesentlichen sein. Nach Karfreitag kommt Ostern. Der Gekreuzigte ist auferstanden. Er hatte recht. Er hat es geschafft. Er hat es vollbracht.
Pastor Lothar Leinbaum
Ev.-Freik. Gemeinde Einbeck