Der Sternenzähler
Die Begeisterung hält sich in Grenzen als meine Schwester ihren Umzugshelfer*innen und mir verkündet, dass die neue Wohnung im fünften Stock sei- ohne Aufzug. Nach vielen Treppenauf- und abstiegen sind alle Kartons mehr oder weniger an ihrem Platz. Einige Wochen später besuche ich sie. Dank der stilvollen Einrichtung ist das Chaos schnell einer wohnlichen Idylle gewichen. Auf der Dachterrasse hat sie inmitten der Innenstadt zwischen grauen Betonfassaden, Antennenschüsseln und Taubengittern mit einem Sofa, Pflanzen und genügend Kerzen einen Ort geschaffen, der verzaubert.
Wir sitzen lange an diesem magischen Platz, unterhalten uns über die neusten Ereignisse beim Bachelor und dies und das und jenes ohne zu merken, wie die Nacht über uns hereinbricht. Erst als mein Kopf von Müdigkeit gepackt in den Nacken fällt, sehe ich den Sternenhimmel, der trotz der Helligkeit der Stadt unendlich zu sein scheint. Die Nacht und ihre strahlenden Himmelskörper faszinieren mich immer wieder auf’s Neue. Meine Augen wandern durch die Dunkelheit, von Stern zu Stern. Aus dem Besuch im Planetarium weiß ich: im Universum gibt es 70 Trilliarden davon. 7 mal 10 hoch 22 Sterne, eine 7 mit 22 Nullen. Urplötzlich fühle ich mich wie ein Staubkorn im Weltall. Klein vor dem, was über mir ist, klein vor dem, was sich dahinter verbirgt. So wie wir auf dieser Dachterrasse sitzen, sind wir nur ein winziger, ein klitzekleiner Teil von dem, was Gott geschaffen hat. Bei diesem Anblick fällt es mir umso schwerer diese Größe zu begreifen, denn die Herrlichkeit Gottes reicht weit über das hinaus, was wir mit bloßem Auge sehen können. Die Worte aus Psalm 147 beschreiben es so: „Er zählt die Sterne und nennt sie alle mit Namen...“. 7 mal 10 hoch 22 Sterne - unfassbar, unbegreiflich dieser Gott.