Das Sterben der Bäume
Das Gute am Sterben der Bäume ist ja, dass es niemand übersehen kann. Denn sie stehen wie Mahnmale in unseren Wäldern und an den Rändern unserer Dörfer und auch in vielen Gärten: Zehntausende von toten Fichten hier in unserem Landkreis. Wir können uns nicht mehr rausreden. Auch viele Birken sterben nun – achtet mal darauf, wenn Ihr von Northeim nach Höckelheim reinfahrt: 15 Birken in einer Reihe, die jetzt die letzten Blätter ihres Lebens tragen. „Nächstes Jahr sind die Buchen dran“, sagen die Experten, „nur das Wunder einer doppelten Regenmenge im kommenden Winter könnte sie noch retten“. Na, dann wollen wir mal hoffen und beten ...
Andere sagen: „Aber so schlimm ist es doch nicht. Schau Dir das prächtige Herbstkleid unserer heimischen Bäume an. Golden und rot und braun leuchten sie im Sonnenschein“. Ich muss überlegen. Dann sage ich: „Ja, das habe ich selbst gesehen, am 8. September, als ich von Moringen nach Lutterbeck zum Gottesdienst fuhr“. Mein Blick fiel auf den Wald oben auf der Weper. Ja, stimmt, genau so sah der Wald dort aus: Wie im Goldenen Oktober. Einziges Problem: Das war noch im Sommer. Es war am 8. September.
Viel zu früh legen viele Bäume ihr Herbstkleid an. Woran es liegt, wissen wir alle: Die viel zu große Trockenheit 2018 und jetzt 2019 schon wieder. Mag ja sein, dass 2020 uns endlich wieder einen verregneten Sommer beschert. Aber die trockenen Jahre werden zurückkommen, und sie werden neue Opfer fordern.
Im Schöpfungsbericht der Bibel steht, dass wir Menschen die Erde bebauen und bewahren sollen. Das mit dem Bebauen hat erfolgreich geklappt, das mit dem Bewahren nicht. Wir müssen alle unsere Beiträge leisten. Und ich verspreche hier schon mal: Ab morgen fahre ich – auch im Winter – morgens um halb sieben nicht mehr mit dem Auto, sondern mit dem Fahrrad zum Bäcker.
Verbindliche Grüße,
Dirk Grundmann, Pastor der Kirchengemeinde Leine-Weper in Moringen