Meine Zeit in Gottes Hand oder November-Blues
Morgen früh werden die Uhren wieder auf Winterzeit umgestellt. Dann wird uns zurückgegeben, was uns im Frühjahr genommen wurde. Eine Stunde länger schlafen. Aber dann werden wir am Montag sehen, wie es noch früher dunkel wird. Sonst blieb nach Feierabend noch eine halbe Stunde für einen Spaziergang, jetzt ist es schon dunkel, wenn wir nach Haus kommen.
Vielen drückt die „dunkle Jahreszeit“ auf das Gemüt. Manche leiden unter dem „November-Blues“. Die kurzen Tage, die frühe Dunkelheit, die fehlende Sonne, die Stimmung rutscht in den Keller. Die Grenze des Lebens wird uns bewusst. Bald ist schon wieder ein Jahr um. Wir können die Zeit nicht aufhalten.
Aber halt: Es ist doch mein Leben. Auch wenn ich schon viele Jahre hinter mir haben sollte. Jetzt lebe ich und sitze vielleicht mit der Zeitung am Küchentisch. Trinke meinen Kaffee. Die Vergangenheit kann ich nicht mehr ändern. Aber heute lebe ich und was morgen sein soll, kann ich planen. „Meine Zeit steht in Deinen Händen“, so formuliert es ein alter Psalm der Bibel. In dieser Spannung leben wir: Vieles im Alltag kann ich nicht bestimmen. Dass ich älter werde, dass ich jetzt und heute lebe. Und vieles mehr geschieht im Leben, das wir nicht in der Hand haben. Aber wir sind auch nicht einem blinden Schicksal unterworfen. So sehe ich es jedenfalls: Mein Tun und Lassen liegen in Gottes Hand. Gott begleitet, behütet und segnet mich. Und Gott gibt mir Zeit: Zeit zum Atmen, Zeit zum Essen, Zeit zum Liebkosen, zum Feiern, zum Arbeiten. Es ist meine Zeit, viel zu schade, um sich zu verkriechen und im November-Blues zu versinken. Mahatma Ghandi hat es auf den Punkt gebracht, wenn er sagt: „Heute ist der erste Tag vom Rest Deines Lebens“. Darum genieße ihn, allein, mit Deiner Familie oder Deinen Freunden. Erlebe ihn bewusst, es ist „Deine Zeit“.
Bernd Ranke, Pastor in Hardegsen