ZUM REFORMATIONSFEIERTAG
„Lehrer der Deutschen“
Er war ein kleiner Mann. Gerade mal 1 Meter 50 groß. Außerdem hatte er einen Sprachfehler und galt als zaghaft. Und doch hat er Spuren hinterlassen bis in unsere Zeit. Grund genug am Reformationsfeiertag an ihn zu erinnern: Philipp Melanchthon.
Als junger Professor für Griechisch wurde er an die neu gegründete Universität in Wittenberg berufen. Dort traf er auf Martin Luther und half ihm bei der Übersetzung des Neuen Testament ins Deutsche. Bald wurde Melanchthon der engste Freund und Mitarbeiter Martin Luthers. Über ihn sagte Melanchthon: „Ich würde lieber sterben als von diesem Manne getrennt zu sein.“ Nach Luthers Tod wurde er zu dessen Nachfolger und führte die Evangelische Kirche an.
Außerdem legte er den Grundstein für eine „Schule für alle“. „Achtet auf Eure Schulen!“, ermahnte Philipp Melanchthon die Politiker des 16. Jahrhunderts: „Denn die Jugend in den Schulen vernachlässigen, heißt nichts anderes, als den Frühling aus dem Jahr hinwegnehmen!“ – Er selbst studierte schon mit 12 Jahren an einer Universität und erlernte mehrere Sprachen. Aber er sah auch, dass Bildung oft nur den Reichen und Adligen sowie den Novizen der Klöster vorbehalten war. Das sollte anders werden.
Zeitlebens setzte sich Philipp Melanchthon, jener Professor aus Wittenberg, für die Bildung ein. Der „Lehrer aus Leidenschaft“ verfasste Lehrbücher und Schulordnungen. Und er forderte, öffentliche Schulen für Jungen und Mädchen einzurichten. Dies wurde in vielen evangelischen Städten gehört und in den neuen Kirchenordnungen festgeschrieben. So legte er den Grundstein für neue, bessere Schulen und für die spätere allgemeine Schulpflicht. Mit Recht hat er sich diesen Ehrentitel verdient: „Lehrer der Deutschen“.
Jan von Lingen, Superintendent im Kirchenkreis Leine-Solling