37 Opfer in Northeim
von Jan von Lingen, Superintendent im Kirchenkreis Leine-Solling
75 Jahre ist es her, dass Northeim angegriffen wurde. Am 12. September 1944 zogen amerikanische Kampfflugzeuge in Formation über die Stadt und warfen ihre tödliche Last ab. Noch zwei weitere Mal wurde Northeim bombardiert. Die Ziele waren vor allem die Eisenbahnlinien. Bei jenem ersten Angriff auf Northeim vor 75 Jahren starben 37 Menschen.
37 Tote - von geschätzten 55 Millionen Toten, die der Zweite Weltkrieg forderte. In Kirchen und an Gedenkstätten wird heute an die Opfer erinnert. Eine unvorstellbare Zahl. Die weißen Grabsteine in Reih und Glied auf manchen Kriegsgräberstätten sind stumme Zeugen dieses Dramas. 55 Millionen Tote in sechs Jahren - das sind 17 Tote in einer Minute. Oder anders gesagt: jede dritte Sekunde stirbt ein Mensch.
Unter diesen Opfern ist auch der Schuljunge, der am 12. September 1944 in dem Northeimer Haus war, das am schwersten von den Bomben getroffen wurde. Unter ihnen ist auch der amerikanische Pilot, der über Northeim in seinem Bomber abgeschossen wurde. Die Opferzahl erhöht sich um viele weitere Millionen, wenn wir die Opfer der Gewalttaten einbeziehen: Unter den Opfern ist auch das jüdische Mädchen, das in unserer Stadt zur Schule ging und deren Spur sich in Auschwitz verliert.
Wie gut, dass an den Orten, an denen einst erbittert gekämpft wurde, heute Erinnerungen wachgehalten, Gedenkstätten gepflegt und Freundschaften geschlossen werden. Dies ist ganz im Sinne der Jahreslosung für 2019: „Suche Frieden und jage ihm nach.“ (Psalm 34,15). Der Volkstrauertag sollte auch ein Weltfriedenstag sein.