„Ein Schlüsselloch zum Himmel“ oder „Ewig nicht gesehen!“
„Na, wir haben uns ja ewig nicht gesehen!“ Hm, „ewig“ stimmt nicht ganz, eher so drei bis vier Wochen. Aber vielleicht kam es meiner Freundin so vor. Ich überlege: benutze ich das Wort auch so gedankenlos? Was meine ich eigentlich mit „ewig“? Gefühlt lange? Ohne Ende? Schwingt da auch Ungeduld mit?
Ewig. Mir fällt ein Zitat in die Hände: Ewig ist kein Zeitbegriff, sondern ein Qualitätsbegriff. Ewig ist ein Wort, dass zu Gott gehört, in seine Welt, hat mit einer besonderen Qualität von Leben und Gemeinschaft zu tun.
An diesem Wochenende ist der letzte Sonntag des Kirchenjahres, quasi Silvester. Viele sagen immer noch Totensonntag. Klar, man denkt an die Verstorbenen und es ist einem nicht unbedingt nach Feiern oder Feuerwerk.
Aber eigentlich ist dieser Sonntag eben der Ewigkeitssonntag, ein Sonntag mit besonderer Qualität. Er bietet ein Schlüsselloch zur Ewigkeit, zum Himmel, ein erster heimlicher Blick in Gottes Welt, einer Welt ohne Tränen, ohne Abschied, ohne Trauer. Diese Welt ist etwas Neues, Anderes, eben EWIG. Sie ist sicherlich unendlich, aber eben auch besonders. Das ist ein Lichtblick, der uns in diesen grauen Tagen auch guttut. Er nimmt das Schwere dieses Sonntags nicht weg, aber bietet einen Ausblick.
Nächste Woche ist dann Advent, Neujahr des Kirchenjahres, da scheint das Licht der Ewigkeit dann deutlicher.
Zurück zu meiner Freundin: stimmt, wir haben uns ewig nicht gesehen, egal ob gefühlt oder echt. Und wie gut zu wissen, dass wir uns irgendwann ewig sehen werden in Gottes neuer Welt.
Heike Nieschalk, Diakonin in Moringen und Hardegsen