Der Mann im Boot
Auf geht´s zur Jagd nach Besinnlichkeit. Das Programm ist vielfältig: Bühnen, Festzelte, Feuershow und natürlich der Weihnachtsmann. Auf die Kinder warten Drachenland, Piratenparadies, Spielplatz und Bällebad. Wenn wir hier keinen Spaß haben, wo dann? Wir fahren zügig los, um pünktlich zur Markteröffnung da zu sein. Anstehen, bezahlen, Taschenkontrolle: Der Advent kann losgehen.
Der Markt ist rings um einen See angelegt. Überall Fackeln und Kerzen, die zusammen mit Scheinwerfern vor und in den Bäumen darauf warten, dass es dunkel wird. Wo schau ich nur zuerst hin? Schnell füge ich noch 3 Punkte zu der Liste hinzu, was wir unbedingt tun müssen, damit der Tag unvergesslich wird.
Aber dann geht’s los: Die Wege werden immer voller. Man kommt nur noch schlecht voran. Bei dem Tempo wird das nichts mit allem, was wir uns vorgenommen haben. Dann haben die Kinder ganz plötzlich Hunger. Während ich an der Bude anstehe sucht meine Frau einen Platz zum Essen.
Als ich vollgepackt dort ankomme sitzen die beiden Ältesten auf Klappstühlen am Seeufer. Gebannt starren sie auf das Panorama. Bestimmt halten sie Ausschau nach dem Spielplatz oder dem Drachenland oder dem Bällebad. Aber dem ist nicht so. Als ich sie zum Essen holen will bekomme ich zu hören: „Gleich! Wir wollen dem Mann zugucken.“ „Welcher Mann?“ denke ich und beginne zu suchen.
Da entdecke ich ihn. In einer kleinen Scholle bewegt er sich gemächlich über den See und zündet Kerzen auf Flößen an. Um ihn herum tobt der Advent. Er selbst wirkt völlig in sich gekehrt. Ich setze mich zu meinen Kindern und wir beobachten gemeinsam. Die Liste im Kopf ist vergessen. Auch die Bühnen und Bands und Gaukler. Da ist dieser Mann im Boot inmitten der Kerzen; und das reicht. Besinnlichkeit – mitten im Trubel des Advents.