Und schon wieder geht ein Jahr / Alles wird besser
(Zur Jahreslosung 2020 „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“, Markus 9,24)
„Und schon wieder geht ein Jahr. Ich vergesse viele Namen und noch such' ich das Gefühl,“ tönt es aus ihrem Radio.
Sie steigt aus der Dusche.
Weihnachten ist vorbei. Lange hatte sie darauf hingearbeitet: Geschenke gekauft und verpackt. Gekocht, geputzt und gemacht.
Noch Silvester - dann kehrt der Alltag auch schon wieder und das Jahr ist vorbei.
Ein Jahr, das es in sich hatte. Nicht nur beruflich, sondern auch im Privaten und vor allem auch politisch: Die Friday for Futures Proteste, der Kampf um den Brexit, das Erstarken des Rechtspopulismus in Europa und der ganzen Welt.
Sie fragt sich, wo das noch alles enden soll. Den Glauben und die Hoffnung an das Gute hat sie schon lange verloren.
Das eben im Radio gehörte Lied klingt in ihrem Ohr nach und sie fragt sich, wonach sie eigentlich sucht: Ist es Glück, Liebe oder Freiheit? Frieden?
Eigentlich hat sie das doch alles.
Aber ihr fehlt etwas, was ihr hilft, woran sie glauben, worauf Sie hoffen kann.
Etwas das ihr die großen Fragen nach dem Woher, dem Wohin und dem Wer bin ich und Was kann ich schon bewirken beantworten kann.
Etwas, das ihr aber auch Kraft und Halt gibt.
Ihr Mut schenkt, das zu tun, was nötig ist.
Sie kämmt sich die Haare. Cremt sich ein und zieht sich an.
Bevor sie das Licht ausmacht, drückt sie auf den Radioschalter und hört noch einmal die Stimme der Sängerin, die ihr sanft verspricht: „Alles wird besser“.
All das, was ihr Angst macht, hat nicht das letzte Wort. Sie möchte es glauben - trotz ihres Unglaubens.
Kristina Wollnik-Hagen, St. Johannes Katlenburg
