„Was macht die denn?“
Schon als Kind ging mir das so: Sehe ich jemand anderen etwas gut machen, dann hinterfrage ich sofort, ob das, was ich mache, eigentlich gut genug ist. Oder ich suche nach Fehlern bei den anderen.
Anstatt mich zu freuen, dass jemand toll malen oder tanzen kann, habe ich mit schlechtem Gewissen auf mich selbst geschaut. Wenn ich mich nur mehr anstrengen würde, dann wäre ich sicher besser. So ein Unsinn. Vielleicht sollte ich nur aus Freude malen und tanzen.
Heute im Beruf geht mir das ab und an auch so. Ich sehe Pastor*innen, die klüger und wortgewandter, charismatischer und organisierter sind. Und dann frage ich mich, ob ich eine gute Pastorin bin.
Vielleicht schaue ich deswegen manchmal kritisch auf das, was die Kolleg*innen machen. Die beiden Pastorinnen von Anders Amen stellen sich derzeit den Blicken der anderen. Ellen und Steffi kenne ich noch aus dem Studium. Mittlerweile ist Steffi Pastorin in der Nähe von Hildesheim und Ellen arbeitet als Pastorin im HKD. Jetzt haben die beiden einen Youtube-Channel gegründet. Es gibt Aufmerksamkeit, Lob und Kritik.
Vor ein paar Jahren habe ich im Auftrag der EKD Werbung für das Theologiestudium gemacht. Da wurden Plakate gedruckt und Videos gedreht. Auch da gab es Aufmerksamkeit und Lob - und Kritik, aber interessanterweise nur von Kolleg*innen. Teils richtig gehässige Nachrichten kamen da bei mir an.
Sicher bin ich anders Pastorin als viele andere.
Sicher sind Ellen und Steffi anders Pastorin als viele andere, auch als ich.
Ist das nicht großartig?
Die Jünger Jesu waren alle verschieden. Deswegen hat Gott sie erwählt. Auch bei ihnen gab es Konflikte und Konkurrenz. Aber geeint hat sie der Glaube an Christus.
Wir Menschen sind alle anders. Gott sei Dank. Wir haben eigene Wege die Botschaft Gottes zu verbreiten und unseren Glauben zu leben. Stellen wir nicht uns, sondern Gott in den Vordergrund. Vielleicht können wir einander und uns dann gnädiger anschauen. Wie in Psalm 139: „Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! Großartig ist alles, was du geschaffen hast – das erkenne ich!“.