Wir sind uns einig
Die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung ist sich zumindest in diesem Punkt einig: Wir sind uns nicht mehr einig. Unsere Gesellschaft polarisiert sich mehr und mehr. Gleich, ob es sich um Fragen der Geschlechtergerechtigkeit, der Flüchtlinge oder des Klimawandels handelt. Pro und Kontra stehen sich scheinbar unversöhnlich gegenüber. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen Teilen der Welt. Vermutlich ist uns die USA auch hierin wieder einmal nur um zehn Jahre voraus.
Der ökumenische Arbeitskreis in Nörten wollte dagegen ein Zeichen setzen. So luden wir zur Klimadiskussion Vertreter der widersprechenden Positionen aufs Podium. Als Kirchen wollten wir bewusst einen Raum des Austausches anbieten, in dem fair gestritten wird. Erwartungsgemäß ging es hoch her. Noch ist die Diskussion lange nicht abgeschlossen, aber wir bleiben im Gespräch.
Wer meint, bei einer Auseinandersetzung in der Kirche müsste es möglichst auf einen Kompromiss hinauslaufen, bei dem jede Seite irgendwie recht bekommt und ein goldener Mittelweg gefunden wird, der irrt sich. Denn auch an Jesus schieden sich die Geister und sie scheiden sich bis heute an ihm.
Aber - und darüber Einvernehmen zu erzielen, ist ganz sicherlich unsere Aufgabe als Christen – es gilt, in dem Bewusstsein zu streiten: Auch der Gegner ist und bleibt der von Gott geliebte Mensch. Mag sein, dass ich keine seiner Meinungen teile, dass ich sie sogar für gefährlich halte, aber ich bin davon überzeugt: Er hat wie ich seine Würde von Gott bekommen und niemand kann sie ihm nehmen. Es wäre großartig, wenn die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung sich auch in dieser Frage einig sein könnte.
René Lammer, Pastor der Ev. Gemeinde Angerstein und der Ev.-ref. Gemeinde Northeim