Verantwortung wahrnehmen
Darf es in dieser schwierigen Zeit öffentliche Gottesdienste geben und wenn ja unter welchen Bedingungen? Das war in dieser Woche wieder Thema in der Bundesregierung. Dabei ist viel zu bedenken. Wieweit und wie lange darf man das Grundrecht auf freie Religionsausübung einschränken? Ist eine Ansammlung von Menschen mit dem nötigen Infektionsschutz kompatibel? Wie schützt man Risikogruppen, die in Gottesdiensten manchmal überproportional vertreten sind? Wie wichtig ist eine Öffnung der Kirchen im Vergleich zu anderen Schritten der Öffnung? Man kann ja nicht alle Beschränkungen auf einmal aufheben.
Innerhalb der Kirchen sind wir an dieser Stelle auch am Fragen und Diskutieren. Wir merken dabei wie schwierig die Abwägungen sind. Dies gilt besonders, weil niemand sicher sagen kann, was passiert tatsächlich, wenn man das eine tut oder das andere lässt.
Nun habe ich in dieser Frage wenig Entscheidungsbefugnis. Vielleicht bin ich sogar ein bisschen froh darüber. Als Kirchen sind wir auch nur beratend bei den politischen Entscheidungen tätig. Doch irgendjemand muss letztlich die Entscheidung treffen und auch verantworten. Diese Personen beneide ich nicht um ihre Aufgabe. Doch ich bin dankbar, dass wir sie haben. Ich bin dankbar, dass in unserem Land Menschen auf den unterschiedlichen politischen Ebenen sich der Verantwortung stellen und nach bestem Wissen und Gewissen in dieser schwierigen Zeit handeln.
Ist das, was sie entscheiden, richtig oder falsch? Darüber darf und soll man in unserem Land diskutieren. Wir sind eine Demokratie. Es endgültig beurteilen kann wohl niemand: Keiner kann mit Sicherheit sagen, was geschehen wäre, wenn das eine oder andere anders gemacht worden wäre. Bisher steht unser Land im weltweiten Vergleich in dieser Krise ganz gut da. Es scheint also vieles richtig gemacht worden zu sein. Manches hätte auch ich mir anders vorstellen können. Wäre es wirklich besser gewesen?
Ich bin dankbar, dass es in unserem Land Menschen gibt, die sich bemühen, ihrer Verantwortung in Politik und Gesellschaft gerecht zu werden.
Ich möchte deshalb gerne das für sie tun, wozu die Bibel uns auffordert: „So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit.“(2.Tim 2,1+2) Ich danke Gott, dass er Menschen bereit macht, Verantwortung zu übernehmen und ich bitte ihn darum, dass er den Verantwortungsträger Weisheit schenkt bei ihren Entscheidungen - und seinen Segen dazu, damit ihre Entscheidungen Gutes bewirken.
Pastor Lothar Leinbaum