Nie wieder!
Das ist die Haltung, in der das Grundgesetz verabschiedet wurde, heute vor 71 Jahren. Nie wieder sollte in Deutschland die Würde des Menschen mit Füßen getreten werden, wie es während der Naziherrschaft millionenfach getan wurde. Deshalb haben die Mütter und Väter des Grundgesetzes diesen Artikel ganz nach vorne gestellt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten.“
Zu der Menschenwürde kommen also die Menschenrechte. Diese Idee gibt es doch tatsächlich bereits in der Bibel, in Psalm 8 zum Beispiel. Was dieses alte Gebet über die Menschen verrät, ist ins Grundgesetz eingeflossen. Da heißt es:
Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!
Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst,
und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?
Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott,
mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.
Vor den Worten über den Menschen kommen die Worte über Gott. Der Mensch hat etwas mit Gott zu tun. Im Grundgesetz steht das in der Präambel: „Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen hat sich das Deutsche Volk dieses Grundgesetz gegeben.“ Dieser sogenannte Gottesbezug des Grundgesetzes meint keine bestimmte Konfession oder Religion. Er stellt schlicht und einfach fest: Wir sind Menschen und nicht Gott. Und als Menschen sind wir begrenzt. Was unsere Lebenszeit angeht, in unserem Wissen, in unserem Handeln.
Nachdem das klargestellt ist, dass wir nicht Gott sind, dass wir begrenzte Menschen sind, kommen die wunderbaren Worte über den Menschen:
Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott.
Der Mensch hat Würde – und das nicht, weil er sie sich verdient oder erarbeitet hat, sondern weil Gott sie ihm geschenkt hat. Und jeder Mensch hat diese Würde, ganz egal, welches Geschlecht, welche Herkunft oder welche Hautfarbe er hat. Und jede Form von Intoleranz, Nationalismus, Rassismus ist natürlich ein Vergehen an Menschen, aber auch ein Schlag in das Gesicht Gottes!
Aber jeder Mensch, der ein Leben in Toleranz lebt, der den anderen neben sich als Bereicherung erlebt, der also das Grundgesetz und die Menschenrechte mit Leben füllt, ist ein Grund, Gott zu loben und zu danken. Und so endet Psalm 8 mit dem Lob, mit dem er auch beginnt: „HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!“
Bleiben Sie neugierig!
Ihr
Daniel Konnerth,
Pastor in der Ev.-luth. Kirchengemeinde Einbeck