Rauschen
Wenn du morgen am Pfingstsonntag dein Haus verlässt, kann es passieren, dass dir Wind durch das Haar streift. Vielleicht musst du eine Strähne zurück schieben, die sonst über deinen Augen liegen würde.
Wind und Pfingsten, das gehört zusammen. Denn am Pfingsttag rauscht ein Wind durch das Haus, indem die Jünger sind. Und dieser Wind fegt ihnen über die Stirn und durchs Haar und setzt die Jünger in Gang. Sie werden erfüllt von Ruach, vom Heiligen Geist.
Ruach schwebte schon über dem Wasser bevor Gott die Welt schuf. Als er den Menschen auf die Erde stellte, hauchte Gott ihm Ruach ein. Gottes Ruach ist wie Wind, der weht, wo er will.
Ruach Heiliger Geist zieht dich hinaus vor die Haustür. Dank ihr bleibst du nicht bei dir selbst, sondern musst dich immer wieder mit der Unendlichkeit abgeben. Mit deiner Sehnsucht. Mit deiner Liebe. Das lässt dich erschaudern und ist manchmal schier unerträglich.
Ruach Heiliger Geist baut dir kein Haus gegen die Angst. Sie nimmt dir die Rüstung ab. Sie lässt dich erstaunen und verstört. „Sie sind voll von süßem Wein“, verspotten die Leute die Jünger, die von Ruach auf die Straße gezogen werden und nun mit den Stimmen des Heiligen Geistes sprechen.
Ruach ist Wind und Feuer und Liebe. Diese Liebe führt dich durch die Angst. Also sage ich zu dir und zu mir und zu meinem ängstlichen Herzen: Folge dem Heiligen Geist! Vertraue Ruach. Trete morgen vor die Haustür, denn Ruach wird kommen. Wie ein Wind, der lange verschwunden war.
„Der Wind, der lange verschwunden war,
Bringt die Windbälge wieder in Gang;
Jagt im Tal und singt den Fluss entlang,
Treibt die Wolken wunderbar;
Er ist immer auf allen Wegen zugleich
Und ist König in seinem Reich.
Er wäscht dein Hirn und dein Blut dir klar
Und macht, dass dein Auge aufschaut.
Seine Freiheit schüttelt dich wunderbar,
Und es fegen dir Wünsche aus Stirn und aus Haar.“ (nach Max Dauthendey)
Pastorin Elsa Höffker, Kirchengemeinden Dassensen-Wellersen und Iber-Odagsen in der Region Leinetal-Ahlsburg
