Vom Frühlied der Amsel
Dinge, die mich morgens früher aufstehen lassen, als ich es eigentlich möchte: Sonnenschein durch die Rolloschlitze, zu warme Luft, Vogelgezwitscher. Vor allem Letzteres weckt mich sehr gerne auch mal gefühlt mitten in der Nacht, wenn alles noch dunkel ist. Ich schätze so gegen halb fünf geht es los mit dem ersten Zwitschern. Und dann muss ich aufstehen, die gekippten Fenster schließen und hoffen, dass ich wieder einschlafe. Für mich jedenfalls sind Vögel am Morgen manchmal eine Qual.
Andererseits hat es auch etwas Schönes, die Vögel morgens zu hören. Inmitten all der Dunkelheit wissen sie schon, dass ein neuer Tag kommen wird. Sie zwitschern es von den Bäumen: „Ja, es wird wieder hell. Ja, es gibt einen neuen Tag. Ja, die Welt dreht sich weiter.“
„Glaube ist ein Vogel, der singt, auch wenn die Nacht noch dunkel ist“, hat mal einer gesagt. Inmitten des Weltdunkels kündigt der Glauben schon den nächsten Tag an. Er zwitschert es heute schon von den Zweigen: „Harre aus, denn es wird eine andere Welt geben: Leben aus der Fülle, ein Land in dem alle Tränen abgewischt sein werden, eine Welt regiert von Liebe und Freiheit.“ Der Glaube weiß es schon in der Dunkelheit: Die Nacht wird gehen, der Tag wird kommen.
Das alles ist vielleicht ein schwacher Trost für mich und meinem Schlaf, aber doch ein starker Trost für das Leben.
Pastor Christian Coenen
Emmaus-Kirchengemeinde Dassel-Solling