Arschbomben und Kindergeschrei
Ich suche im Internet, wo wir mit der Familie ein paar Herbstferientage verbringen könnten – und stoße auf ein Phänomen, das mir bislang noch nicht aufgefallen ist: Fast jede Urlaubssuchmaschine findet auf Wunsch auch kinderfreie Unterkünfte. „Möchten Sie Ihren Urlaub ganz entspannt ohne Kinder verbringen?“, heißt es da, oder „Träumen auch Sie von einem Poolurlaub ohne Arschbomben und Kindergeschrei?“, oder ich lese „Unser Versprechen: In unserem Hotel haben Kinder garantiert keinen Zutritt.“
Ich erinnere mich gut daran, wie wir oft schräg angeguckt wurden, wenn wir mit unseren vier Kindern im Restaurant essen waren. Aber ein „garantiert kinderfreies Hotel“ ist noch mal eine Spur schärfer. Ich stelle mir vor, wie riesige Bodyguards vor der Hoteltür stehen und Menschen unter 18 Jahren entgegenblaffen: „Du kommst hier nicht rein!“
Am 20. September ist Weltkindertag. Und jedes Jahr wieder fragt uns dieser Tag, ob Kinder bei uns geachtet werden, ihre Bedürfnisse ernst genommen werden, kurz: Ob sie willkommen sind.
Die Bibel weiß noch nichts von kinderfreien Hotels, aber Bodyguards, die Kinder einfach nicht durchlassen wollen, gibt es auch schon in biblischen Zeiten. Eines Tages stürmt eine Schar Kinder auf Jesus zu. Und die Freunde Jesu, die Jünger, stellen sich den Kindern entgegen und rufen: „Geht weg, lasst Jesus in Ruhe, Ihr stört den Meister nur.“
Aber Jesus sagt ganz ruhig: „Lasst die Kinder zu mir kommen, hindert sie nicht, denn ihnen gehört das Himmelreich“ (Markus 10,14). Und dann macht Jesus das, woran uns der Weltkindertag erinnert: Er spricht mit den Kindern, er beachtet sie, er nimmt sie ernst. Und spätestens als er ihnen seine Hände auflegt und er sie segnet, spüren sie, dass sie willkommen sind.
Kinder sollen willkommen sein, denn nur dann können sie glücklich werden. Und dazu gehören sicherlich auch Arschbomben und Kindergeschrei. Und da bin ich mir sicher: Aus glücklichen Kindern werden auch glückliche Erwachsene.
Bleiben Sie neugierig!
Ihr
Daniel Konnerth,
Pastor in der Ev.-luth. Kirchengemeinde Einbeck