Zerstörung und Wiederaufbau
Es war heute vor genau 80 Jahren: Am 13. und 14. November 1940 warfen deutsche Flugzeuge Bomben auf die Stadt Coventry in England ab. Rund 600 Menschen starben. Die mittelalterliche Kathedrale wurde schwer getroffen und ging in Flammen auf. Dies ist nur eine von vielen Erinnerungen an einen grausamen Krieg. Wohl 55 Millionen Tote waren in sechs Jahren zu beklagen, 17 Tote in einer Minute. Oder anders gesagt: jede dritte Sekunde starb ein Mensch.
In diesem Jahr jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 75. Mal. Der britische Thronfolger Prinz Charles wird morgen am Volkstrauertag die Gedenkrede im Deutschen Bundestag halten. Er wird erinnern an die Befreiung Europas vom NS-Regime sowie an Wiederaufbau und Demokratisierung. Ein Brückenschlag zwischen einst verfeindeten Völkern, die später zu Freunden wurden.
Dabei halfen auch drei große Zimmermannsnägel aus der Ruine der zerstörten Kathedrale in Coventry. Zusammengefügt bilden sie mitten im Krieg das neue Kreuz für die Gemeinde: Das „Nagelkreuz“ von Coventry.
Das Symbol der drei Nägel ging um die Welt. Auch in der Ruine der Gedächtniskirche in Berlin steht eine Kopie des Nagelkreuzes, ebenso in der wiederaufgebauten Dresdner Frauenkirche, die im Krieg von britischen Bombern zerstört wurde. Schon bald nach dem Krieg wurden Dresden und Coventry Partnerstädte. Verbunden sind sie nicht nur die leidvollen Erfahrungen des Krieges – sondern auch durch das Nagelkreuz.
Mit dem Kreuz ging ein Versöhnungsgebet von Coventry um die Welt. Es schließt mit einem Vers aus der Bibel: „Seid untereinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem anderen, wie Gott Euch vergeben hat in Jesus Christus.“ Ein gutes Wort zum Volkstrauertag.
Jan von Lingen, Superintendent im Kirchenkreis Leine-Solling