Ein Lichtblick in der Dämmerung
von Jan von Lingen, Superintendent im Kirchenkreis Leine-Solling
Dunkel sind diese Tage. Die Wolkendecke lässt kaum Sonne durch. Die Corona-Aussichten in Europa sind finster. Getrübt wird das Bild durch Unruhen in Washington und einen Präsidenten, der die Macht nicht abgeben kann. Das alte Wort „Götterdämmerung“ kommt mir in den Sinn. Vertont wurde es von Richard Wagner, verschriftet wurde es in den nordischen Mythen.
Götterdämmerung? - Ein „Lichtfest“ steht als Gegenentwurf im Kalender. Am 6. Januar feierten wir „Epiphanias“, ein eher unbekanntes Kirchenfest. „Leuchten“ (griechisch: „phainein“) sollen diese Tage. Wir erzählen von den Sterndeutern aus dem Morgenland, die das Kind in der Krippe suchen und finden. In diese Festzeit gehören „Licht-Lieder“ wie „Stern über Bethlehem“ oder “Wie schön leuchtet der Morgenstern“. Das zunehmende Tageslicht im Januar wird zum Bild für Gott, der unseren Weg in dunklen Zeiten ausleuchten will.
Wirft das Licht in diesem Jahr aber mehr „Schatten“ als in den Vorjahren? Sicher: Die Sorgen bleiben. Aber viel stärker als jede „Dämmerung“, die uns umgibt, sind die vielen kleinen Lichtblicke. Wir helfen uns gegenseitig durch die dunklen Tage. Wir achten auf Werte, die unser Leben heller machen. Wir besinnen uns auf das, was uns Halt gibt. Für viele ist dies auch der Glaube an Jesus Christus, den die Bibel „Licht der Welt“ nennt. Von ihm heißt es einem Lied: „Du Morgenstern, du Licht vom Licht, das durch die Finsternisse bricht…“
Und aus manchem „Lichtblick“ kann sogar ein „Lichtblitz“ werden, der weithin sichtbar ist.