Schnee von gestern
Als es Anfang des Jahres zu schneien begann, stand meinem Sohn die Freude ins Gesicht geschrieben. Für ihn war es fast wie ein verspätetes Weihnachtsgeschenk: Endlich Schnee! Und auch meine Tochter, begeisterter Fan von Anna, Elsa und Olaf aus der „Eiskönigin“, hielt nichts mehr drinnen, als sich unser Garten über Nacht in eine weiß-glitzernde Wunderwelt verwandelte. Mithilfe einer Möhre, kleinen Steinen, Zweigen und einem Blumentopf bauten wir einen Schneemann. Unsere Kinder überragte er schließlich um eine Kopflänge. Ein großes Lächeln war ihnen ins Gesicht geschrieben.
Doch zwei Tage später war es mit der weißen Wunderwelt vorbei. Die Temperaturen stiegen wieder. Der Rasen kam Stück für Stück zum Vorschein, bis nichts von der weißen Bodendecke zurückblieb. Nur der Schneemann hielt noch tagelang tapfer durch und rief jetzt mir jeden Morgen ein Lächeln ins Gesicht. Seine orange Nase war zwar bereits abgefallen, ansonsten schien er sich aber nicht allzu viel aus den wärmenden Sonnenstrahlen zu machen.
In der Geschichte der „Eiskönigin“ taut am Ende das ganze Königreich wieder auf. Und Olaf, der Schneemann? Er erhält seine ganz persönliche Schneewolke, die ihn trotz Hitze schützt und ihn immer begleitet.
Ein tolles Gefühl sich beschützt zu wissen und dadurch mit ganz viel „Coolness“ dem Tag entgegen zu sehen. Der Beter des Psalters beschreibt es so: “Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir” (Ps 139,5). Diese Zuversicht wünsche ich uns allen. Damit wir trotz aller heißen Nachrichten einen kühlen Kopf bewahren. Und mit Vertrauen und Gelassenheit-pardon liebe Schneemänner- „besonnen“ und gut durch diese Wochen gehen.
Ihr Andreas Bartholl, Vikar
Ev.-luth. Kirchengemeinde Einbeck