Liebe im Lockdown
„Du, ich hab‘ da mal ‘ne Frage...“ platzt es plötzlich im Videochat mit einer Freundin aus mir raus. „Leg los, Jule“, sagt sie mit einem schelmischen Grinsen in ihrer Art, die ich so an ihr schätze.
Ich frage sie, weil ich weiß, dass die gerne raus geht, neue Leute kennenlernt und oft datet. Bei mir ist das anders. Ich mag es bei Menschen zu sein, die ich kenne. Es fällt mir schwer, mich auf neue Leute einzustellen und eigentlich – denke ich oft – habe ich ja auch schon genug Freund*innen.
„Wie ist das jetzt eigentlich... hast du gerade Dates?“ erkundige ich mich vorsichtig und merke, dass ich tatsächlich gar keine Ahnung habe, wie Dating aktuell funktionieren kann. Meine Freundin berichtet von einem Picknick mit Teetrinken, ausgiebigen Wanderungen und wirklich guten Gesprächen- auf Abstand selbstverständlich. Ja, Dating funktioniert auch im Lockdown. Weniger Rumsitzen im Café, mehr Draußensein. Kinobesuche weichen Telefonaten. Statt willkürlich und ständig neue Menschen auf Partner*innentauglichkeit zu testen, sind die wenigen Kontakte viel intensiver, gewinnen mehr an Bedeutung. Oder wie meine Freundin es auf den Punkt bringt: „Qualität statt Quantität“.
Corona macht auch vor der Liebe nicht halt und hat nicht nur neu entstehende, sondern ebenso die bestehenden Beziehungen voll im Griff. So wie sich meine Freundin über gelungene, kreative Treffen freut, werden Partnerschaften durch die ständige Nähe auf die Probe gestellt.
Den nächsten Valentinstag verbringen wir alle im Lockdown. Egal ob glücklich allein, glücklich zu zweit oder doch irgendwie unzufrieden. Gewiss ist: du bist von Gott geliebt. Und diese Liebe ist geduldig und stark, denn Gottes Liebe erträgt alles, auch eine Pandemie. Lasst uns gerade jetzt in dieser Liebe begegnen, uns selbst und unseren Mitmenschen – das tut gut.
Julia Grote, Kirchenkreisjugendwartin