Von innen nach außen leben
Von Blumenzwiebeln lernen
Auf meiner Fensterbank steht die Zwiebel einer Amaryllis. Sie treibt schon kräftig und die Blütenknospe ist gut zu erkennen. Sie hatte schon zu treiben begonnen, bevor ich sie ins warme und helle Zimmer holte. Den Winter über verbrachte sie im kühlen und dunklen Keller. Hier schon zeigte sich bald nach Weihnachten der frische Austrieb. Es waren nicht die äußeren Einflüsse, die die Pflanze zu neuem Leben erweckten. Wie von selbst und von innen her „wusste“ die Amaryllis, wann es Zeit war, aus dem Winterschlaf aufzuwachen. Das erstaunt mich!
Jesus erzählte einmal die Geschichte vom Vater und seinen beiden Söhnen. Einer der Söhne lässt sich vorzeitig sein Erbe ausbezahlen, verlässt das Elternhaus und versucht sein Glück in der Fremde. Er gerät unter die Räder und als sich der Karren seines Lebens endgültig festgefahren hatte, „ging er in sich“. Er gestand sich ein, dass er auf einem Holzweg unterwegs war. Er fasste den Entschluss, zum Vater umzukehren, reinen Tisch und einen neuen Anfang zu machen.
Mein Alltag besteht weite Strecken daraus, auf Anforderungen und Erfordernisse zu reagieren, die von außen auf mich eindringen.
Von der Amaryllis und dem Sohn in der Geschichte von Jesus will ich lernen: Die entscheidenden Weichenstellungen im Leben passieren inwendig in mir. Die Entscheidung, auf dem Holzweg eine Kehrtwende zu vollziehen und zu Gott zurückzukehren, kann nur von innen her kommen. Wann es Zeit ist, aus Dunkel und Kälte neu ins Leben aufzubrechen, weiß nur mein Herz. Darin will ich mich in der vor uns liegenden Fasten- und Passionszeit wieder üben.
Pastor Johannes Hilliges
Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Northeim