Sind Sie ein/e Sünder*in?
Wenn Sie auf diese Frage entschlossen mit „Nein“ antworten, sparen Sie sich das Weiterlesen. Gehen Sie besser gleich zum nächsten Leserbrief zur Umbenennung der Hindenburgstraße. Sie brauchen dann nämlich noch etwas Zeit, um das Folgende zu verstehen:
Ich bin ein Sünder! Was heißt das? Vergessen Sie als erstes die Albernheiten vom Falschparken und der Sachertorte. Bei der Sünde im biblischen Sinne geht es um etwas Wesentliches. Es geht um Verfehlung des Lebens. Es geht um Sinnlosigkeit. Es geht um Verlorenheit und Tod.
Wenn Sie von all dem unberührt sind, können Sie die biblische Botschaft nicht verstehen. Leben noch in Ihrer Teleserie, bei der schon am Anfang das Eine sicher ist: Dass schließlich alles gut wird. Wird es aber nicht. Auch wenn der einlullende Kitsch millionenfach produziert und gesehen wird. Das Leben hat kein Happy-End.
Es sei denn, der Satz aus dem Römerbrief ist wahr:
"Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren."Röm 5,8
Es kann nur gut werden, wenn da einer ist, der stärker ist als das Böse. Einer, der die Nichtigkeit überwunden hat. Einer, der trotz allem die Gemeinschaft mit uns sucht und uns nicht aufgibt. Dann gibt es keine hoffnungslosen Fälle. Und keinen Grund zur Selbstgerechtigkeit. Weil der Weisheit erster Schluss dann ist: Gott, sei mir armen Sünder gnädig. Und nicht: Gnade dir Gott! Weil Christus dann auch für die übelsten Barbaren und die besten Gutmenschen gestorben ist.
Wenn Sie also an die letzte Versöhnung in Christus glauben, könnte die Straße weiter nach Hindenburg benannt bleiben. Muss sie aber - Gott sei Dank! - nicht. Weil wir uns doch nicht ständig von der Sünde faszinieren lassen müssen, sondern froh darüber sein können, dass sie grundsätzlich schon überwunden wurde. Und es jetzt schon Menschen gibt und gab, die aus dieser Freiheit leben. Sophia Scholl zum Beispiel.
René Lammer, Pastor der Ev. Gemeinde Angerstein und der Ev.-ref. Kirche Northeim