Erntedank steht immer im Kalender
Vielleicht liegt es ja am Drucktermin. Wenn im Spätsommer die Kalender in Druck gehen, dann kann man natürlich noch gar nicht wissen, ob es im nächsten Jahr eine gute Ernte gibt. Vielleicht rafft ja auch eine Dürre alles dahin oder eine Sturmflut vernichtet ganze Landstriche. Das kann man natürlich nicht wissen und darum druckt man vorsichtshalber mal für das erste Wochenende im Oktober klein neben das Datum „Erntedank“.
Ich stelle mir mit einem Schmunzeln vor, wie sich im Nachhinein dann die KalenderredakteurInnen in unserer Republik ärgern: „Mist, jetzt waren die Äpfel so mickrig und die Tomaten sind blass geblieben und wir haben neben die kleine 3 bei 3ter Oktober ‚Erntedank‘ drucken lassen.“ Aber ändern tut der ganze Ärger ja auch nichts. Sie wissen ja dann wieder nicht, was ihnen im nächsten Jahr blüht oder auch nicht blüht…
Eigentlich ist es dem Erntedankfest in Wirklichkeit aber auch egal, wie groß die Ernte war. Es wurde auch gefeiert als Hungersnöte, Kriege oder Seuchen tobten. Vielleicht etwas leiser. Erntedank feiert nämlich nicht nur die dicken Äpfel, sondern dass wir überhaupt etwas haben, von dem wir leben können. Es feiert, dass die Sonne scheint, ohne dass ich dafür jemals einen Finger gerührt habe. Ich habe Menschen an meiner Seite, die sind ein Geschenk. Ich bin auf dieser Erde und das verdanke ich nicht mir. Ich habe mir das Leben nicht selbst geschenkt und auch meine Eltern hatten es nicht im Griff, dass genau dieses – mein – Leben entstehen würde. Ich bin Geschöpf. Ich bin gewollt. Das feiert Erntedank. Und darum kann man guten Gewissens auch im Spätsommer schon „Erntedank“ in den Kalender drucken. Denn für all das können wir ja immer danken.
Schönes Erntedankfest!
Pastor Christian Coenen
Kirchengemeinden der Region Dassel
