„Wenn mir etwas über den Kopf wächst“
„Das ist mir zu hoch!“, sagen wir, wenn wir etwas nicht verstehen. Zu hoch können Erwartungen sein. Oft ist das im Beruf so: Da wird eine bestimmte Leistung erwartet, die man kaum erfüllen kann. Prüfungsanforderungen können zu hoch sein. Junge Leute berichten davon. Alltagssituationen können mir über den Kopf wachsen. Wie soll ich das alles erledigen? Oder Lebensmomente, die wie riesige Berge vor uns stehen. Das kann die Konfrontation mit einer unheilbaren Krankheit genauso sein wie das plötzliche Abschiednehmen von einem lieben Menschen.
„Führe mich auf den Felsen, der mir zu hoch ist“, heißt es im 61. Psalm. Hier ist jemand mit einer Situation konfrontiert, die ihm einfach zu hoch ist. Sie kommt ihm vor wie ein Felsen, der unüberwindlich ist. Er allein hat nicht die Kraft, diese Situation zu einem guten Ende zu bringen. Viele Menschen in einer ähnlichen Lage würden Gott bitten, dass er diese Situation ändert und vor diesem hohen Felsen bewahrt. Der Beter des Psalms betet anders. Er bittet Gott: „Führe mich auf den Felsen, der mir zu hoch ist.“ Das heißt nicht: Bewahre mich vor dieser schwierigen Situation, sondern: Begleite mich in diesem schweren Moment. Das, was er nicht schaffen kann, das überlässt er Gott. Er vertraut darauf, dass Gott ihm hilft, wo ihm alles unüberwindlich vorkommt.
Dieses Gebet hilft mir, wenn ich vor einer Situation stehe, die mir wie ein hoher Berg vorkommt, den ich nicht überwinden kann. Wenn mir die Sorgen über den Kopf wachsen, darf ich Gott darum bitten, dass er mich an die Hand nimmt und durch diese Zeit hindurchführt. An seiner Hand kann ich sicher gehen. Er wird mich auf jeden Felsen führen, der mir zu hoch ist.
Carsten Schiller, Pastor der Martin-Luther-Kirchengemeinde in Schönhagen