Umziehen ist anstrengend
„Kann das weg, oder soll das mit?“ Eine Umzugsfrage. Keine leichte Entscheidung, aber eine notwendige.
Neulich habe ich einem Herrn beim Umziehen geholfen. Es war die Art von Umziehen, bei der in Kisten kommt, was in eine neue Wohnung soll, und alles andere eine neue Verwendung finden muss. Manches muss sogar auf den Müll. Der, der da umzog, musste sich dabei von Vielem verabschieden. Seine neue Wohnung ist nur noch ein Zimmer. Dort muss alles Notwendige hineinpassen. Ich konnte spüren, wie der Abschied von dem Vielen Gewohnten schwierig und gut gleichzeitig war. Einerseits wurde mit jedem Stück, das ging, die Last des Lebens ein wenig leichter. Andrerseits ging mit jedem Stück auch eine Verbindung zu vergangenem, gelebtem Leben.
Für den Reformationstag nehme ich mir Ähnliches vor. Wir, die Kirchen, ziehen zur Zeit ideell um vom Volkskirche-Sein in eine neue Form, die ich noch nicht genau kenne. Ich schaue an, wie wir Kirche in dieser Zeit sind, gehe die Traditionen durch und frage „Kann das weg, oder soll das mitkommen in die Zukunft?“ Dabei brauche ich Hilfe von allen, die sich für Kirche interessieren. Nur gemeinsam wird aus der Antwort auf diese Leitfrage eine Kirche, die für alle da ist. Es braucht den Blick derer, die nicht so am Alten hängen, damit Manches nicht mehr mitkommt in die Zukunft. Und genau wie beim Umziehen in eine kleinere Wohnung, können nur die, die selbst mit einziehen in das Neue, mit Herz entscheiden, was wichtig ist und mitkommen darf. So schaffen wir Platz für alle, die mit einziehen wollen.
Annegret Kröger
Pastorin in der Region Leinetal-Ahlsburg