Vogelbeck

Foto: Jan von Lingen

Foto: Yvonne Guschke-Weinert

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Orgel

Foto: Jan von Lingen

Kindergottesdienst

Kindergottesdienst

Pastor-kreuzt

Foto: Jan von Lingen

Wort zum Sonntag, HNA am 06.11.2021

04. November 2021

Schluss mit egal

 

Novemberblues. Dieses Jahr fühlt sich der dunkle Monat anders an als sonst. Nicht so sehr abschiedlich und traurig. Eher ängstlich und wütend. Menschen begegnen einander zunehmend gereizt und genervt. Die Pandemie, die Sorge ums Klima, persönliche Belastungen: Die allgemeine Krisenstimmung legt die Nerven blank. Manchen wird die Welt zu viel. Sie ziehen sich ins Private zurück, machen es sich „hygge“ in ihren vier Wänden. Andere werden laut und gehen auf die Straße. Ohnmachtsgefühle sind schwer auszuhalten. Die Betriebstemperatur steigt. Das Polarisieren auch. Einmal mehr wird deutlich: Wut ist die Stiefschwester der Traurigkeit.

Gut, dass da noch die sind, denen das alles nicht egal ist. Und das sind gar nicht so wenige. Sie sorgen sich um die Spaltung der Gesellschaft und setzen der Verzweiflung und dem Zorn etwas entgegen. Sie nehmen die Ängste ihrer Nachbarn ernst und signalisieren ihren wütenden Freunden: Du kannst deine Gefühle offen auf den Tisch legen. Ich hör dir zu. Ich halte deine Wut aus. Deine Angst und deine Traurigkeit auch. Ich weiß um die Zerbrechlichkeit des Lebens und es ist mir nicht egal, wie es dir geht. Was brauchst du, um das Schöne und die Liebe für dich wiederzufinden?

Wie gut das tut, wenn ein anderer mir so begegnet in diesen dunklen Novemberwochen. Jemand, dem ich nicht egal bin. Der die Hoffnung hervorkitzelt und mir meinen inneren Frieden zurückgibt. Nicht immer sofort, aber irgendwann. In so einem Moment verstehe ich unmittelbar, wen Jesus meint, wenn er sagt: „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen“ (Mt 5,9). Vielleicht sind Sie ja auch so jemand?

 

Stephanie von Lingen, Superintendentin im Kirchenkreis Leine-Solling

Stephanie von Lingen
Superintendentin Stephanie von Lingen