Frieden. Endlich.
Was hatte er sich nach Frieden gesehnt. Nach all dem Auf und Ab. Wie gerne hätte er eine Wiege gezimmert. Ein Schaf erworben und sich auf die Hilfe der alten Hebamme verlassen. Nichts davon hatte er tun können.
Was hatte sie sich nach Frieden gesehnt. Nach all dem Auf und Ab. Wie gerne hätte sie den Beistand der anderen Frauen gehabt. Zeit sich auf die Geburt vorzubereiten. Stattdessen vollkommene Ungewissheit. Angst.
Was hatten sie sich nach Frieden gesehnt und konnten doch nichts dafür tun.
Die älteren unter den Hirten hatten schon lange aufgehört, sich nach Frieden zu sehnen. Gibt’s eh nicht. Jedenfalls nicht für Leute wie uns. Wir können zufrieden sein, wenn man uns in Ruhe lässt und uns halbwegs anständig bezahlt. Erst wollten sie gar nicht mitgehen. Lohnt sich nicht, haben sie gedacht.
Im Stall ist es dunkel. Es riecht nach Esel und Rind. In der Futterkrippe liegt ein Neugeborenes in Tücher gewickelt und schläft. Frieden geht von ihm aus. Seine Eltern haben neben ihm Stroh aufgeschüttet und sich so gut es geht ein Lager darin gemacht. Ihre Augen sind geschlossen, die Gesichter erschöpft, aber entspannt. Ein Esel schnaubt leise.
In der Hütte ist Frieden. Das spüren die Hirten, auch die alten. „Friede-Fürst“, murmelt einer von ihnen leise in seinen Bart. Er will den Frieden nicht stören, aber der Frieden lässt sich auch gar nicht stören. Jedenfalls nicht von ihnen. „Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter“, murmelt der Alte weiter. „Und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst.“
Was hatten sie sich nach Frieden gesehnt. Was hatten sie sich ohnmächtig gefühlt. Und jetzt war er da. Ohne ihr Zutun hatte er sich ausgebreitet. In der Hütte, in ihnen. Sie konnten ihn weder fassen noch halten. Er hielt sie.