Leicht zu übersehen
Nervt es Sie auch so? Dauerthema Corona. Steigende Inzidenzen, ständig neue Verordnungen. Einer gibt dem anderen die Schuld. Und das Aggressionspotential steigt. Nicht nur in Sachsen.
Gernervt waren vermutlich auch Maria und Josef. Nicht von Corona. Aber von den römischen Behörden. Alle sollen steuerlich erfasst werden und müssen die entsprechenden Nachweise aus ihrem Geburtsort erbringen. Die Herbergen sind überfüllt. Josef rennt sich ein Loch in den Bauch und bekommt am Ende einen zugigen Stall mit Ochs und Esel als Wohngenossen. Von Hygieneregeln keine Spur!
Aber genau dort gebiert sich Gott hinein in das Leben seiner Menschen. In einem unscheinbaren Kind. Kein Paukenschlag, der die Welt verändert und alle Probleme in Luft auflöst. Aber die, die Augen dafür haben, fühlen sich angeblickt und gehalten.
Neulich klingelt es an meiner Tür. Eine Nachbarin überrascht mich mit einem Weihnachtsgruß. Erst denke ich: Ich habe jetzt gar keine Zeit. Aber dann bin ich ganz gerührt und freue mich riesig. Oder der wunderschöne Augenblick oben auf dem Wieterturm. Ein trüber, nebliger Tag. Und plötzlich bricht die Sonne durch den Nebel und verzaubert alles. Auch mich selbst.
Gott kommt hinein in unser Leben. Unscheinbar und auf den ersten Blick leicht zu übersehen. Aber wenn du ihn wahrnimmst, geht dir das Herz auf. So nervig Corona auch sein mag. In diesem Sinn: Frohe Weihnachten!
Dr. Stefan Leonhardt, Pastor an St. Sixti, Northeim
