Seelsorge & Theologie

Notfallseelsorge will Brücken bauen zurück ins Leben

 

Bei einem Hausbrand hat eine Familie das Leben gerettet, aber das Zuhause verloren. Bei einem Verkehrsunfall sind körperlich unverletzte Beteiligte zu betreuen. Nach dem plötzlichen Tod ihres Kindes sind die Eltern in Schock und Selbstvorwürfen gefangen. Oder die Nachricht vom Tod eines Menschen ist den noch ahnungslosen Angehörigen zu überbringen. Dies sind Beispiele für das Einsatzgebiet der Notfallseelsorge. 

Seit 1998 gibt es die ökumenische Notfallseelsorge im Landkreis Northeim. Die Menschen, die sich hier engagieren, sind von Haus aus Pastorin oder Lehrer, Sozialarbeiter oder Diakonin, sie kommen aus evangelischen, katholischen oder freikirchlichen Gemeinden. Allen gemeinsam ist die gründliche Schulung und regelmäßige Weiterbildung in verschiedenen Bereichen der Notfallseelsorge. Und allen gemeinsam ist auch der Wunsch, Menschen in einer akuten Notsituation beizustehen, unabhängig von deren Religion oder Weltanschauung. Denn da braucht nicht nur der Körper erste Hilfe, sondern auch die Seele. Gerade in den ersten Stunden nach einem schlimmen Ereignis helfen Notfallseelsorger, den Schrecken auszuhalten, der Klage Ausdruck zu geben, vielleicht die Lähmung zu überwinden.

Neben den Betroffenen kommen in den letzten Jahren zunehmend auch die Helfer in den Blick. Auch sie behalten nach Einsätzen zuweilen Bilder, Geräusche und Gerüche im Kopf, die belasten und fortwirken und zur Einschränkung werden können. Hier helfen die Begleitung Einzelner und das geregelte Nachgespräch im Team, auch  schwierige Einsätze so zu bearbeiten, dass keine bleibende Belastung entsteht.

Sicher ist die Mitarbeit in der Notfallseelsorge nicht immer einfach. Die, die dabei sind, werden getragen von einer Überzeugung, einer Versicherung und einer Gewissheit.

1) Die Überzeugung: Notfallseelsorge ist kein Spezialeinsatzgebiet für einige wenige „Seelsorgesuperhelden“, die nichts schreckt und die alles schon gesehen haben. Sie ist vielmehr ganz selbstverständlicher Teil unseres Auftrags, Kirche in der Welt zu sein, einander zu helfen auf dem Weg zum Reich Gottes. Und dafür braucht es keine Über-, sondern Mitmenschen, ausgestattet mit offenen Ohren und offenen Herzen.

2) Die Versicherung:  Notfallseelsorge ist Teamwork! Auch wenn ein Notfallseelsorger bei einem Einsatz oft allein arbeitet, weiß er ein starkes und kompetentes Team in seinem Rücken, hat gegebenenfalls Verstärkung und Raum zur Nachbereitung: „Auch für meine Seele ist gut gesorgt“.

Und 3) die Gewissheit: Egal, was uns begegnet und wohin wir kommen, Gott ist schon da. „Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten“ (Psalm 139, 9.10).