Pastorin Johanna Hesse wird nach 37 Dienstjahren in Gillersheim verabschiedet
Gillersheim. Pastorin Johanna Hesse blättert lächelnd in ihren Fotoalben. Es war 1985, als sie zur Pastorin ordiniert wurde. Damals war sie 28 und ihr Vater begleitete den feierlichen Gottesdienst mit „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“ an der Orgel. Mit Vikariatszeit in Osterode gerechnet, kann Johanna Hesse also auf etwa 40 Jahre im Zeichen des Glaubens zurückblicken – und davon 37 erfüllte Jahre als Pastorin in Gillersheim, lange Zeit auch als stellvertretende Superintendentin und Springerpastorin im Kirchenkreis Leine-Solling. Ein Leben lang in ein und derselben Pfarrstelle tätig zu sein – eine Seltenheit. Nun ist es Zeit, in den Ruhestand zu treten. Die Verabschiedung von Pastorin Johanna Hesse in den Ruhestand findet am Samstag, dem 15. Januar, um 14 Uhr mit Superintendent Jan von Lingen in der Kirche in Gillersheim statt.
Aber das ist gar nicht so leicht… Denn Johanna Hesses Kalender ist nach der Corona-Zeit prall gefüllt mit allerhand verschobenen Feierlichkeiten. Deshalb hat sie ihren Ruhestand kurzerhand von April 2022 auf Januar 2023 verschoben. Und auch jetzt wird sie noch oft mit diesen oder ähnlichen Worten angesprochen: „Meine Eltern haben auch schon bei dir geheiratet…“ Wie soll man da Nein sagen?
Nachdem sie 1985 Pastorin geworden war und 86‘ und 88‘ die Söhne Simon und Martin geboren wurden, und 92‘ als Dritter im Bunde Sohn Louis, wollte eigentlich Johanna Hesse mit ihrer Arbeit pausieren. „Doch ich brauchte meinen Beruf und so haben mein Mann Axel und ich gemeinsam entschieden, dass wir beide etwas kürzertreten, solange die Kinder noch klein waren“, erklärt die 66-Jährige, während sie weiter durch die Fotoalben blättert. Mittlerweile sind die Söhne dabei, in die Fußstapfen ihres Mannes zu treten und die Firma in Osterode in den nächsten Jahren weiterzuführen.
Nicht nur ihre eigenen Kinder haben die Hesses in Gillersheim aufwachsen sehen. Sie haben sich mit dem Dorf angefreundet. Johanna Hesse taufte die Kinder im Ort, gemeinsam wurden Kinderkirche und Frauenkreise gestaltet, die Jugendlichen gingen bei ihr zum Konfirmanden-Unterricht, wurden später von ihr getraut – und wie der Lauf der Dinge so ist, wurden wiederum ihre Kinder getauft. In ihrer Zeit initiierten junge Frauen einen Gospelchor, der durch Chorleiter Detlef Metje ergänzt wurde, und auch der Kirchenchor wurde weitergeführt. Nähe prägt die Gemeinde. So wurde sie im Ort auch nicht Pastorin Hesse genannt, sondern viel persönlicher: Pastorin Johanna.
Welches besonders schöne Momente in ihrer Laufbahn waren? „Eben diese Nähe zur Gemeinde und die Offenheit für Kinder, die Hochzeiten, Taufen, Konfirmationen – mir wurde so viel zurückgegeben.“ Aber auch der Waldgottesdienst an der Leiserberger Kirchruine mitten im Grünen an Pfingsten gehörte jedes Jahr zu den Höhepunkten im Gottesdienstkalender.
Wie sie ihren Dienst, die vielen wunderbaren Begegnungen und Erlebnisse, aber auch die Begleitung in schweren Zeiten, zusammenfassen würde? „Es war mir ein Vergnügen“, sagt sie lächelnd. Und genau das möchte „Pastorin Johanna“ auch ihrer Gemeinde noch einmal sagen. Es war ihr ein Vergnügen. Und fügt im Blick auf den Ruhestand hinzu: „Ich möchte liebend gerne mal wieder mit Zeit ein richtig langes Essen kochen.“ Sie lacht. „Ansonsten versuche ich, das zu tun, was am Tag anliegt und offen zu sein für die Dinge, die da kommen werden!“
Pastorin Johanna Hesse wird nach 37 Dienstjahren verabschiedet,
Foto: Mareike Spillner