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Foto: Yvonne Guschke-Weinert

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Kindergottesdienst

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Sonne, Mond und Herzen: Ostern ist ein „bewegliches Fest“

28. März 2024

Beim Ostertermin helfen Astronomie, Mathematik und Theologie
von Jan von Lingen

Schon der ADAC hat darauf aufmerksam gemacht: Die alte Regel, man solle „Winterreifen von O bis O“ fahren, nämlich von Oktober bis Ostern, sei nicht ganz schlüssig. Denn Ostern kann ja mal Ende März oder auch Ende April sein, also mit einem Monat Unterschied. Frühester Ostertermin ist der 22. März, der späteste Ostertermin ist der 24. April. Warum ist das so? 
Anders als Weihnachten ist Ostern ein sogenanntes „bewegliches Fest“. Als Tag der Auferstehung Jesu ist Ostern das wichtigste und älteste Fest der Christenheit. Ursprung des Ostertermins ist das jüdische Passah-Fest. In der Bibel wird im Evangelium des Markus davon erzählt, wie Jesus am Abend vor seinem Tod mit seinen Jüngern das Passah-Fest feiert. Der jüdische Kalender wurde damit zum bestimmenden Faktor der Terminsetzung.
Ostern konnte damit auf einen Wochentag fallen. Doch Christen verehrten in besondere Weise den Sonntag als Tag der Auferstehung. Lange und heftig wurde darum in den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung über den Ostertermin gestritten. Mathematiker, Astronomen und Theologen, aber auch Päpste, Könige und Kaiser schalteten sich immer wieder ein. So wurde bereits im 4. Jahrhundert eine Faustregel entwickelt. Auf dem Konzil von Nicäa im Jahr 325 wurde festgelegt: Ostern wird jeweils am ersten Sonntag nach Frühlingsvollmond gefeiert.
Bis Ende des 16. Jahrhunderts gab es diesen einheitlichen Termin. Allerdings war unter den Gelehrten oft unklar, in welcher Nacht der Frühlingsvollmond am Himmel stand. Dann wurde der damals gültige julianische Kalender durch den gregorianischen Kalender abgelöst. Er legte u.a. die Tagundnachtgleiche im Frühling auf den 21. März fest. Nun konnten die Menschen den Termin des Osterfestes in jedem Jahr selbst berechnen. Dafür gab es zahlreiche Hilfsparameter und mathematische Tabellen. Die Kalendererstellung galt als Hauptaufgabe er mathematischen Berechnungen und wurde an Universitäten gelehrt.
Richtschnur war dabei die „Tagundnachgleiche“. Sie bezeichnet den Tag, an dem die Sonne senkrecht über dem Äquatorsteht und beide Erdhälften gleichmäßig bescheint. An diesem Tag sind Tag und Nacht sowohl auf der Nordhälfte als auch auf der Südhälfte der Erde gleich lang.

Seitdem können wir das Osterfest an „drei Fingern abzählen“.
1. Am 20. März ist der astronomische Frühlingsanfang und (in der Regel) die Tagundnachgleiche
2. Am 25. März war in diesem Jahr der erste Vollmond. 
3. Damit ist Ostern am ersten Sonntag danach – das ist nun am 31. März.
Die orthodoxen Christen in den Ostkirchen sehen das übrigens anders. Ihnen ist etwas anders wichtig: Ostern muss immer nach dem jüdischen Passahfest stattfinden – und das folgt einem etwas anderen Kalender. So feiern Ost- und Westkirche meist an verschiedenen Terminen. Es kann sogar sein, dass das orthodoxe Osterfest bis zu fünf Wochen später stattfindet als das der westlichen Kirchen.
Aus theologischer Sicht kommt es aber nicht auf das Datum, sondern auf die Botschaft an. Christen feiern die Auferstehung Jesu – und da geht es nicht um den Terminkalender, sondern um eine Herzensangelegenheit. Ostern ist eben nicht nur im Kalender ein „bewegliches Fest“. Es will vor allem die Menschen bewegen. Frohe Ostern!