260 Teilnehmende kamen zum Tag für Kirchenvorstände
Kirchenkreis. „Die Geizlinge haben zu allen Zeiten Konjunktur“, stellte der als „Sonntagsmaler“ bekannte Theologe Hans Hentschel am vergangenen Samstag beim Tag für Kirchenvorstände in Herzberg fest: „Geizlinge sind die, die sich selbst die Nächsten sind, die davon ausgehen, der gedeckte Tisch sei ihr Verdienst und um die Bedürftigen könnten sich andere kümmern.“ Ihnen gegenüber stehen die „Geberlinge“. Sie finde man oft in Kirchengemeinden, so der Sonntagmaler in seiner kleinen Bildergeschichte zum Auftakt: „Wenn Sie mal Gutmensch genannt werden, sagen Sie: Vielen Dank! Denn Gutmensch ist kein Schimpfwort, sondern vielleicht sogar ein Synonym für Christenmensch“, gab Hans Hentschel den Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorstehern aus den Gemeinden zwischen Harz und Solling mit auf den Weg.
Die Kirchenkreise Leine-Solling und Harzer Land hatten zum Tag für Kirchenvorstände im Ernst-Moritz Arndt-Gymnasium in Herberg geladen. Rund 260 Personen waren gekommen, -unter ihnen rund 180 Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher. Die Mitarbeitenden des gemeinsamen Kirchenamtes beider Kirchenkreise sorgten für den reibungslosen Verlauf sowie für Verpflegung. Auf dem Tagesprogramm standen 20 Workshops zu verschiedenen Themen sowie ein buntes Rahmenprogramm und natürlich Raum, einander kennenzulernen.
Sonntagsmaler Hans Hentschel, dessen Malen live auf einer Leinwand übertragen wurde, war eines der Highlights im Programm. Zum einen wegen seiner Fähigkeit, gleichzeitig zu erzählen und zu malen, zum anderen, weil ihm beides auch noch ausgesprochen pointiert gelingt und somit doppelt eindrücklich ist. Weiterhin zum Programm gehörte die Musik der Kirchenkreisband Leine-Solling um Popularmusiker Matthias Vespermann und Sängerin Elisabeth Rabe-Winnen. Der Schlusspunkt war eine Motivationsrede von Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder.
Der Tag begann mit einem Grußwort des Herzberger Bürgermeisters Christopher Wagner. Die gestalterische Arbeit in Kirche und Kommune seien durchaus vergleichbar, betonte er. Das Leben vor Ort prägen nun einmal Menschen. Er dankte allen Ehrenamtlichen für ihr gesellschaftlich wichtiges Engagement.
In den Workshops ging es unter anderem um Rechtsfragen, Kulturangebote, Gemeindebriefe, Baufragen, Klimaschutz, Gottesdienstformen sowie Lesen im Gottesdienst und neue Lieder. Außerdem gab Pastorin Katharina López-Acuña Tipps für die Nutzung sozialer Medien für die Kirchengemeinden. Viele haben Angst vor Fake News oder auch Hass im Netz, stellte sich heraus, doch die Chancen, die sich bieten, sollte Kirche nicht auslassen. „Es ist unser Auftrag, Menschen zu erreichen“, betonte sie, natürlich auch abseits der ausgetretenen Wege.
Die Regionalbischöfin des Sprengels Hildesheim-Göttingen, Adelheid Ruck-Schröder zeigte sich schließlich begeistert darüber, dass so viele Menschen an einem Samstag der Einladung von Superintendentin Ulrike Schimmelpfeng, Superintendentin Stephanie von Lingen und Superintendent Jan von Lingen sowie Kirchenamtsleiter Karl-Heinz Himstedt gefolgt waren. Zwar sei Arbeit für die Kirche in Deutschland gerade „gegen den Trend“, doch weltweit, so machte sie deutlich, wachse die Zahl derer, die sich als religiös bezeichnen: „Für mich ist Kirche aus deshalb schön, weil sie Orientierung geben kann“, sagte sie. Kirche gebe Werte weiter, die unsere Gesellschaft in diesen Zeiten brauche.
Zuletzt ging sie noch auf das Thema „Erschöpfung“ ein. Sie erinnerte dabei an die biblische Schöpfungsgeschichte und an den siebten Tag, an dem Gott „ruhte“: „Es steht zwar nicht explizit dort geschrieben, aber Erschöpfung ist völlig okay“, so ihre wichtige Botschaft an die Ehrenamtlichen. „In Kirche machen wir viele sehr tolle Sachen, aber wir nehmen uns wenig Zeit, das zu genießen.“
INFO
Rund 260 Personen aus den Kirchenkreisen Leine-Solling und Harzer Land haben sich zum Tag für Kirchenstände in Herzberg angemeldet, unter ihnen 180 Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher. Mehr als die Hälfte von ihnen kam aus dem Kirchenkreis Leine-Solling. Der Tag für Kirchenvorstände fand am Samstag, 26. Oktober, ganztägig im Herzberger Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium statt. Neben einem Rahmenprogramm wurden 20 Workshops angeboten. Zu Gast waren die Regionalbischöfin des Sprengels Hildesheim-Göttingen, Dr. Adelheid Ruck-Schröder, der Sonntagsmaler Hans Hentschel, die Sängerin und Referentin Elisabeth Rabe-Winnen sowie Susanne Briese, Landespastorin für Ehrenamtliche. Die musikalische Leitung hatte Matthias Vespermann, Beauftragter für Popularmusik. Zwei Busse fuhren aus dem Kirchenkreis Leine-Solling. Die Workshops nahmen Themen auf wie Sitzungsleitung, Theologie für Neugierige, neue Lieder und Vielfalt der Gottesdienstformen auf. Außerdem ging es unter anderem um Baufragen, Klimamanagement, Soziale Medien und Gemeindebriefarbeit. Im Kirchenkreis Leine-Solling wurden 287 Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher angeschrieben, im Harzer Land wurden 202 Briefe versandt. In beiden Nachbarkirchenkreisen zusammen gibt es 489 Kirchenvorsteherinnen und Kirchensteher, die gemeinsam mit den Pfarrämtern die Kirchengemeinden leiten. Die neuen Kirchenvorstände wurden am 10. März gewählt und anschließend in den Gemeinden eingeführt.