Dr. Ruck-Schröder ist drei Jahre im Amt als Regionalbischöfin – eine Bilanz
Sprengel Hildesheim-Göttingen/Kirchenkreis. In Halberstadt wird seit 2001 das längste und langsamste Musikstück der Welt aufgeführt. „ORGAN²/ASLSP“ heißt es, wurde von John Cage geschrieben, soll insgesamt 639 Jahre dauern und nur alle eineinhalb Jahre gibt es einen Klangwechsel. Dr. Adelheid Ruck-Schröder, Regionalbischöfin des Sprengels Hildesheim-Göttingen der Hannoverschen Landeskirche, war kürzlich in der Sankt-Burchardi-Kirche in Halberstadt und von diesem Stück bzw. der Idee dahinter begeistert.
„Zeit wird relativ“, berichtete sie in St. Sixti in Northeim von ihrer Erfahrung. Es sei nur ein Grundton, den wir wahrnehmen, Teil von etwas, das größer ist als wir selbst. So sei es auch mit unserem Wirken in der Welt, in Gottes Plan mit dieser Welt. Auch wir bekommen nur selten einen der Klangwechsel in Gottes Abenteuer mit dieser Welt bewusst mit.
„Ich finde es schön, mich als Teil von etwas Riesigem zu verstehen“, sagte sie. Drei Jahre ist sie jetzt im Amt, im Kirchenkreis Leine-Solling war sie zu Gast, um eine Art Bilanz zu ziehen, auch wenn es, wie sie sagte, angesichts dessen, was sie zuvor sagte fast unmöglich sei, nur über drei Jahre zu sprechen.
Dennoch erlebten wir in der Kirche und auch in der Welt aktuell einen Klangwechsel, stellte sie fest. Der Krieg in der Ukraine und auch der Konflikt zwischen Israel und Palästina lässt uns über Waffen und Pazifismus neu nachdenken, Kirche bezieht in vielen Punkten Position. Auch strukturell ändert sich Kirche gerade sehr deutlich. Es gelte innovative Lösungen zu finden und gleichzeitig eine klare Haltung auf Basis des Glaubens zu zeigen, beschrieb sie die Anforderungen.
Sie erlebe einen Generationenwechsel in den Gemeinden und Kirchenkreisen der Region. Persönlich habe sie viel mit Lektor*innen und Prädikant*innen zu tun, was sie freut, da sie die ehrenamtliche Verkündigung als einen wichtigen Baustein unserer evangelischen Kirche sieht. Das gilt ebenso für die Diakonie, die wichtige Arbeit leiste - hier im Kirchenkreis beispielsweise gegen Kinderarmut - und damit ebenfalls einen Auftrag des Evangeliums erfülle.
Auf der anderen Seite kam sie auf die ForuM-Studie zu sexuellem Missbrauch zu sprechen. „Dieses Thema hat die Kirche tief erschüttert“, sagte sie, es sei gut, dass es jetzt aufgearbeitet werde und dass Konzepte zur Prävention erstellt werden. Dennoch seien mehr Menschen betroffen als wir denken, führte sie aus, die Aufarbeitung muss also auch weiterhin ein Thema für Kirche bleiben. „Es ist ein schriller Klangwechsel, der aber gut ist“, so Ruck-Schröder.
Vor der Synode des Kirchenkreises Leine-Solling hielt sie zunächst eine Andacht und nahm dann an der Sitzung teil, da auch der direkte Kontakt zu denen, die sich in verschiedensten Bereichen der Kirche engagieren, ein wichtiger Teil ihrer Arbeit ist. Für diese Arbeit, auch wenn es im Weltgeschehen nur ein Wimpernschlag sei, ist sie sehr dankbar, fasste sie zusammen.
Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder, Foto: Christian Dolle